Andreas Barth im Interview – Fragen zur “Industrie du Futur”

Andreas-BarthDie digitale Transformation und damit auch Initiativen rund um das Thema Digitalsierung werfen viele Fragen auf. Einige davon beantwortet Andreas Barth, Geschäftsführer EUROCENTRAL bei Dassault Systèmes im Interview.

Welche Ziele hat die französische Initiative „Industrie du Futur“?

Die Initiative ist ein Zusammenschluss von Vertretern aus Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft. Ziel ist es, Unternehmen zu ermutigen, die Modernisierung und Digitalisierung ihrer Prozesse voranzutreiben. Ähnlich wie bei Industrie 4.0 in Deutschland, soll „Industrie du Futur“ den Wirtschaftsstandort Frankreich weltweit stärken.

Auf welche technologischen Ebenen erstreckt sich die französische Initiative?

Es sollen für kleine und mittelständische Unternehmen Programme entwickelt werden, um ihnen bei der Integration von Elektronik und Informationstechnologie zur Automatisierung ihrer Prozesse zu helfen. Im Wesentlichen sind drei Technologiebereiche identifiziert, um die Marktdominanz oder gar Marktführerschaft von Frankreich in den kommenden 3-5 Jahren zu erreichen:

  • Additive Manufacturing
  • Virtual Plant und Internet-of-Things
  • Augmented Reality

Inwieweit gibt es Kontakt zwischen der franz. Initiative zur deutschen Industrie 4.0 Plattform? Sehen Sie hier eine Konkurrenz oder wird eine Zusammenarbeit angestrebt?

Es ist eine Zusammenarbeit, deren Grundstein im Oktober 2015 auf einer Konferenz zur Digitalisierung in Paris gelegt wurde. Damals nahmen Präsident Hollande, Bundeskanzlerin Merkel, die Wirtschaftsminister Macron und Gabriel sowie der Präsident der Europäischen Kommission Juncker teil. Im Anschluss daran wurde im Rahmen verschiedener Treffen ein Aktionsplan für die künftige Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Digitalisierung entwickelt.

Wie sieht seitens der franz. Initiative diese Zusammenarbeit konkret aus?

Die französische Initiative plant den Aufbau strategischer europäischer und internationaler Partnerschaften, insbesondere mit Deutschland. Auch ist eine technologische Kooperation mit Deutschland und eine Schnittstelle zur deutschen „Industrie 4.0“ Plattform angedacht. Diese Kooperation soll durch gemeinsame Pilot- und Technologieprojekte realisiert werden, die im Rahmen des europäischen Investitionsplans von „Industrie du Futur“ vorgestellt werden. Dassault Systèmes sieht in der Zusammenarbeit viel Potential für gemeinschaftliche Aktionen und entsprechend positive Ergebnisse für die deutsche und französische Wirtschaft.

Warum engagiert sich Dassault Systèmes so umfassend in dieser Initiative?

Themen wie die Vernetzung der Produktionswelt und die verstärkte Nutzung von Technologien wie Robotik, Big Data, Cyber-Sicherheit und Augmented Reality gehen Hand in Hand mit den technologischen Innovationen von Dassault Systèmes. Seit über 30 Jahren entwickelt der Konzern Technologien und Lösungen, die die digitale Transformation in den jeweiligen Branchen fördern – von der Automobilindustrie über den Maschinen- und Anlagenbau bis hin zur Medizintechnik. Dassault Systèmes weiß um die Bedeutung und das Potenzial, das die virtuelle Welt zur Belebung der Wirtschaft in der realen Welt besitzt. Zudem hat der Konzern durch eigenes Wachstum und durch strategische Übernahmen ein umfassendes Portfolio aus digitalen Werkzeugen aufgebaut, die durchgängige industrielle Prozesse unterstützen.

Welche konkreten Erwartungen hegen Sie für Ihr Unternehmen durch „Industrie 4.0“ oder „Industrie du Futur“?

Dassault Systèmes ist führend bei Lösungen und Services, die eine durchgängige Nutzung digitaler Daten und deren tiefe Integration über alle Prozesse ermöglichen. Wir möchten daher aktiv an Initiativen und deren Projekten mitwirken, um die Vision der digitalen Transformation in der Industrie zu unterstützen. Dazu gehören die Definition des technologischen Angebotes der Initiativen und die Entwicklung gemeinschaftlicher F&E Projekte sowie der Aufbau und die Förderung grenzüberschreitender industrieller Vorzeigeprojekte in Bereichen wie Additive Manufacturing, agile Lieferketten, Werkstoffwissenschaften, Automatisierung und anderen. Auch die strategische Beratung von kleinen und mittelständischen Unternehmen, um deren digitale Transformation voranzutreiben, sowie Schulungs- und Bildungsmaßnahmen sind zentraler Bestandteil unserer Bemühungen.

Wird der Bedarf an virtuellen Werkzeugen und Simulations-Tools, wie Sie sie bieten, im Zuge der „Smartisierung“ der Produktion weiter zunehmen?

Die Digitalisierung schreitet voran und damit auch die Nachfrage an Werkzeugen zur virtuellen Konzeption, Konstruktion, Prüfung und Produktionsplanung. Die Einsparpotenziale für Unternehmen sind enorm und gerade im Hinblick auf die Experience-Ökonomie, also die frühe Einbindung des Endkunden in die Entwicklung, nicht mehr wegzudenken.

Industrie 4.0 hierzulande wird ja sehr stark durch die Bundesregierung als Imageprojekt getrieben. Inwieweit steht die französische Regierung hinter der französischen Initiative?

Die Initiative wurde von der französischen Regierung ausgerufen. Das Komitee, dem auch Dassault Systèmes angehört und von Pascal Daloz als Vize-Präsident repräsentiert wird, wird von Emmanuel Macron geleitet, der dem Ministerium für Wirtschaft und Finanzen vorsteht.

Am 20. Juli findet das 5. Deutsch-Französische Wirtschaftsgespräch in Stuttgart statt. Was kann man darunter verstehen und nimmt Dassault Systèmes daran teil?

Es handelt sich um eine Podiumsdiskussion, die sich mit der Frage beschäftigt, wie die Umsetzung der Digitalisierung in der Praxis voranschreitet. Ich werde als aktiver Teilnehmer dieser Runde Themen wie flexible Produktionssysteme der Zukunft und IT-Systeme in der flexiblen Fabrik adressieren. Also Themen, die wir mit unserer 3DEXPERIENCE Plattform und unseren Lösungen besetzen. Mehr noch: Wir unterstützen bereits heute erfolgreich Unternehmen dabei, die digitale Transformation voranzutreiben und umzusetzen.

 

Narayan is Chief Operations Officer at satsearch, chiefly responsible for helping buyers find the right products and services for their mission or service through the global marketplace. Narayan holds a PhD in Supply Chain Management from the University of Erlangen-Nuremberg and previously served as an Associate Research Fellow at the European Space Policy Institute where he contributed to enhancing cooperation between Europe and India in space.