Berufsbedingte Erkrankungen können teuer werden

In einer alternden Gesellschaft ist die Ausgestaltung des Arbeitsplatzes wichtiger denn je, denn die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Mitarbeiter werden umso heterogener, je älter diese werden. Der Arbeitsplatz muss deshalb in der vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung in Zukunft viel stärker auf die Erfordernisse älterer Mitarbeiter hin überprüft werden. Mit der kommenden ISO 45001 entsteht im Augenblick eine entsprechende Norm. Doch wie dokumentiert man, dass ein Arbeitsplatz „alters- und alternsgerecht“ ist?

Bisher zielte die Prävention im beruflichen Alltag sehr auf den Arbeitsschutz. Dieser versucht, durch geeignete Schutzmaßnahmen kurzfristig auftretende Ereignisse wie eine Verletzung möglichst weit auszuschließen. Doch was ist mit den schleichend auftretenden Erkrankungen, beispielsweise einem Bandscheibenvorfall aufgrund falscher Haltung oder Belastung? Das ist Sache der Ergonomie.

Dass dieses Thema ein Wichtiges ist, zeigen aktuelle Daten aus den USA und aus Europa: Muskel- und Skeletterkrankungen sind die häufigsten Erkrankungen, in Europa liegt der Anteil bei 45 Prozent aller Erkrankungen. Dieser Bereich ist zudem für mehr als die Hälfte der Kosten im Gesundheitssystem verantwortlich. Muskel- und Skeletterkrankungen sind ganz überwiegend auf Überlastungen zurückzuführen, was den Weg aus dem Dilemma zeigt: Arbeitsplätze in Fertigung und Montage müssen so gestaltet werden, dass Überlastungen vermieden werden, wie sie beispielsweise auftreten, wenn der Mitarbeiter immer wieder schwere Bauteile an ihren Platz heben muss.

Denkt man das Thema Alter und Altern hinzu, muss diese Gestaltung der Arbeitsplätze die individuellen Grenzen der Belastung der Mitarbeiter berücksichtigen. Eher allgemeine Abschätzungen über die Belastung eines Arbeitsplatzes reichen also nicht aus, wenn es um die Auditierung einer Gefährdungsbeurteilung geht. Bisher lehnten sich Verantwortliche bei Ergonomieuntersuchungen mangels einer gültigen Richtlinie üblicherweise an die britische Norm OSHAS 18001, die ein solches Abschätzen erlaubte. Mit der Einführung der ISO 45001, die ein Arbeitsschutzmanagement vorschreibt, werden belastbare – und vor allem nachvollziehbar erhobene! – Werte gefordert.

Im Audit muss das Unternehmen nachweisen, dass und wie es an jedem Arbeitsplatz die Ergonomie beurteilt hat. Ein gutes Werkzeug hierzu sind digitale Menschmodelle, die in einer Simulation des Arbeitsprozesses eingesetzt werden und detailliert Auskunft über die Belastungen in Gelenken, Muskeln und Knochen Auskunft geben.

Ein wichtiger Ansprechpartner bei der Umsetzung der ISO 45001 ist das Ergonomie-Kompetenz-Netzwerk e.V. (ECN), das unter anderem Konzepte entwickelt, um die Ergebnisse der Wissenschaft in der Praxis nutzbar zu machen. ECN-Mitglieder profitieren von ständigem Austausch zu aktuellen Themen und werden im Zusammenhang mit Ergonomieprojekten beraten und bei Lösungsfindungen unterstützt. Auch werden Schulungsmaßnahmen für Mitglieder angeboten, die das Rüstzeug vermitteln, wie die ISO 45001 und andere Maßnahmen im Bereich der Ergonomie sauber und effizient umgesetzt werden können.

Bei der Analyse der verfügbaren Menschmodelle zeigte sich, dass die bisherigen, statischen Menschmodelle nur bestimmte Haltungen berücksichtigen, beispielsweise Endstellungen eines Bewegungsablaufs. Ein erfahrener Ergonom kann aus diesen statischen Belastungen durchaus auf die Gesamtbelastung schließen, allerdings werden in Audits keine Schlussfolgerungen, sondern dokumentierte Nachweise gefordert. Für diese dokumentierten Nachweise ist ein dynamisches Menschmodell wie das in DELMIA verfügbare Menschmodell DELMIA Human erforderlich, das alle Bewegungsabläufe dynamisch simulieren kann und Werte für jeden Augenblick einer Bewegung liefern kann.

Auch auf dem Gebiet der Ergonomie können digitale Modelle Lösungen liefern, die in der realen Welt kaum oder gar nicht erfassbar sind – wie die Belastung in den Gelenken der Arbeiter einer Fertigungslinie. In Zeiten, in denen gutgemeinte Abschätzungen der tatsächlichen Belastungssituation nicht mehr ausreichen, bietet ein dynamisches Menschmodell wie DELMIA Human die Sicherheit, die von Normen wie der ISO 45001 gefordert werden.

Im Rahmen eines kostenlosen eSeminars am 6. Juli 2017 erfahren Interessierte, wie Unternehmen von DELMIA Human profitieren können.

Bernd Löwenkamp

Bernd Löwenkamp ist Senior Manager im Marketing und zuständig für die Kooperation mit Geschäftspartnern, besonders im Bereich der Automobilbranche.