CLAAS Greenhouse: Ein Treibhaus für Ideen

Für etablierte Unternehmen ist es oft sehr schwer, neue Wege zu beschreiten und außerhalb des erfolgreich etablierten Produktspektrums zusätzliche Märkte zu öffnen. Das liegt nicht am mangelnden Willen, sondern meist an den hohen Ansprüchen, die das Unternehmen und seine Mitarbeiter an sich und ihre Produkte stellen und die manchmal in einem neuen Bereich nicht sofort umzusetzen sind. Oft sind es auch die etablierten Prozesse, die ein Denken außerhalb der vorgegebenen Pfade schwierig machen. Viele Unternehmen haben das erkannt und bauen Startup-Einheiten auf, die unbelastet von bestehenden Prozessen und Hierarchien diese neuen Wege finden sollen. Der Landmaschinenhersteller CLAAS hat mit seinem Greenhouse einen solchen Freiraum für Neues etabliert.

Der Name Greenhouse ist in vielfältiger Hinsicht Programm: Nicht nur lässt er sich als Treibhaus übersetzen, in dem Ideen bestens gedeihen, sondern das Greenhouse ist auch in einem lichtdurchfluteten Gebäude mit großen Fensterfronten – einem ehemaligen Autohaus – untergebracht. Das Greenhouse versteht sich als Ideenmaschine, Labor, Co-Working-Space und Fablab, in dem neue, vor allem digitale Ideen in die Praxis umgesetzt werden. Im Greenhouse arbeiten nicht nur Mitarbeiter des Landmaschinenherstellers, sondern auch – wie es der Begriff Co-Working vorgibt – Startups, Kunden, Unternehmen aus der Region, aber auch Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Dabei geht es im CLAAS Greenhouse nicht um verrückte Ideen, sondern um Handfestes: Produkte, Prozesse, Methoden und Prototypen. Etablierte Softwareplattformen und neue Technologien wie 3D-Druck, Virtual Reality, Roboter und hochmoderne CNC-Fräsen werden genutzt, um Silos aufzubrechen, neue Produkte zu entwickeln und Prozesse zu optimieren. Nico Michels, Leiter Digital Product Engineering bei Claas, erläutert: „Hier entwickeln wir komplette Prozessketten vom 3D-Modell bis zum fertigen Bauteil, um das der Claas-Welt zugänglich zu machen, diese Prozesse zu etablieren und nutzbar zu machen. Neue Technologien lassen sich in der offenen Arbeitsatmosphäre schnell austesten und zum realen Betrieb führen.“

Thomas Böck, Mitglied der Konzernleitung und für Technologie und Systeme, ergänzt: „Der besondere Wert des Greenhouse für Industrie 4.0 ist die Vernetzung zwischen allen Abteilungen, die es ermöglicht, den kompletten Prozessablauf in einem Stück durchzuentwickeln und sofort Ergebnisse zu sehen.“

Unter anderem hat das E-Co-Lab im Greenhouse eine optimale Umgebung gefunden. Das Fraunhofer IEM hat mit CLAAS, Dassault Systèmes und anderen Firmen das E-Co-Lab (kurz für Engineering Collaboration Lab) gegründet, um die für Industrie 4.0 unumgängliche Vernetzung von Unternehmen zu fördern. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können sich im Rahmen des E-Co-Lab mit modernen Softwarelösungen und Industrie 4.0 vertraut machen und den für solche Unternehmen oft schwierigen Sprung zu durchgängigen, firmenübergreifenden Prozess- und Werkzeugketten am praktischen  Beispiel testen.

Das Greenhouse ist, um im „gärtnerischen“ Bild zu bleiben, ein Ort, an dem verschiedene Pflänzchen ihre Ranken ineinanderschlingen und gemeinsam dem Licht entgegenwachsen können. Wichtig ist dabei der gemeinsame Humus, auf dem diese Pflanzen gedeihen – nicht nur in Form einer IT-Plattform, sondern auch in Form von offener Arbeitsweise, offener Zusammenarbeit und dem Willen, gemeinsam etwas zu schaffen, was der Einzelne nie erreichen hätte können. Ein tolles Beispiel dafür, wie Vernetzung etwas schafft, das mehr ist als die Summe der Einzelteile.

Steffi Dondit

Steffi Dondit ist „Senior Specialist Global Affairs” für die Region Zentraleuropa bei Dassault Systèmes. Ihre Aufgabe ist es, Kontakt zu Verbänden, Netzwerken und in die Politik zu halten. Die Trends und Ergebnisse ihrer Arbeit fließen als direkter Input auch immer wieder in neue Projekte in der Region ein.