Heute versteht man unter Connected Car oft „nur“ ein Auto mit Internetanschluss, wie es von verschiedenen Herstellern auch schon angeboten wird. Doch Autos können auch viel umfassender „connected“, also verbunden sein – nämlich mit ihrer Umwelt, den Autos um sie herum du sogar mit der gesamten Stadt. Dann ergeben sich ganz neue Nutzungsszenarien, zudem ist es eine Voraussetzung für autonomes Fahren, dass sich das Auto seiner Umwelt „bewusst“ wird. Entwickler auf der ganzen Welt entwerfen Visionen, wohin sich das Connected-Car-Konzept in Zukunft entwickeln kann.
Am Anfang sind die Daten
Was das Connected-Car-Konzept so einzigartig macht, sind die ungeheuren Datenmengen, die von Dutzenden von Sensoren in Millionen von Fahrzeugen im direkten Umfeld oder weltweit gesammelt werden und mit anderen Daten aus der Umgebung kombiniert werden können. Diese Daten aus der Infrastruktur sind sehr vielfältig, sie umfassen unter anderem Wetterstationen, Tankstellen, geographische Daten, Parkhäuser, Verkehrsleitsysteme, Google und andere Dienstanbieter. Mithilfe dieser Daten werden Applikationen im Auto Einzug halten, die zu mehr Sicherheit, größerem Komfort, individueller Unterhaltung, weniger Verkehrsstaus und vor allem zur Senkung des Energieverbrauchs beitragen. Dabei sollte es jedem Fahrer freigestellt sein, seine Daten anonymisieren zu lassen. Sonst kann es passieren, dass Autoversicherungen Fahrer nach ihrem Fahrverhalten in bestimmte Versicherungstarife einordnen. Oder dass sie ständig Werbeangebote von Geschäften, an denen sie vorbeifahren, in ihr Heads-up-Display eingeblendet bekommen.
Auch Trucks erzeugen Daten
Im kommerziellen Transportbereich können Lkw mit einer Vielzahl von weiteren Sensoren ausgestattet werden – etwa für Gewicht, Zuladung, Achsendrehzahl, Verbrauch, Verschleiß. Empfängt der Lkw ein Signal, dass er sich einem Krankenhaus nähert, könnte automatisch auf Elektromotor umgeschaltet werden, um die Lärmbelästigung zu mindern.
Die gesammelten Daten bringen dann einen herausragenden Nutzen, wenn sie konsolidiert und an andere Verkehrsteilnehmer weitergegeben werden. So können Autos andere Autos (Car2Car-Kommunikation) warnen vor:
- schlechten Straßenbedingungen (z.B. Schneeglätte, Blitzeis oder Aquaplaning)
- schlechten Wetterbedingungen (z.B. Wolkenbrüche, starker Schneefall, Hagel)
- Verkehrsstaus und plötzlich eintretenden Verkehrshindernissen (umgefallene Bäume, Überschwemmungen, liegengebliebene Fahrzeuge oder Unfälle)
- Blaulichteinsätzen von Notarzt, Feuerwehr und Polizei in der unmittelbaren Umgebung
Und schlussendlich ist die Car2Car-Kommunikation eine wichtige Voraussetzung für das selbstfahrende Auto.
Das Auto ohne Fahrer
In Flugzeugen und Schiffen ist der Autopilot schon längst Realität. In Autos wird diese Technologie bereits weltweit in Tests erprobt. Experten schätzen, dass bis 2020 die ersten autonomen Wagen in den Verkaufsräumen der Hersteller stehen werden.
Bis dahin werden schon eine Reihe „kleinerer“ Selbstfahranwendungen das Autofahren erleichtern oder effizienter machen, darunter die Einparkhilfe, der Spurhalte-Assistent, die selbstständige Parkplatzsuche, der Abstandsregler oder das automatisierte gemeinsame Anfahren. Alleine das automatisierte Anfahren der Fahrzeuge an einer Ampel, nachdem Sie auf grün geschaltet hat, würde den Kraftstoffverbrauch, die Unfallgefahr und Wartezeiten in den hinteren Reihen senken.
Doch die Veränderungen, die komplett selbstfahrende Autos im mobilen Ökosystem bewirken werden, sind gewaltig. Einer Studie der Universität von Michigan zufolge könnten die autonom fahrenden Wagen den Fahrzeugbestand deutlich reduzieren – und zwar um bis zu 43 Prozent. Während heutzutage auf jeden Haushalt noch 2,1 Autos kommen, sinke der Wert auf 1,2 Autos, wenn die Roboterwagen ins Spiel kämen.
Gleichzeitig steige die jährliche Fahrleistung des einzelnen Autos deutlich an. Sie könnte von knapp 19.000 auf beinahe 33.000 Kilometer emporschnellen. Was die Kauffrequenz von autonomen Autos wieder erhöhen würde und in etwa der Verringerung von Autos pro Haushalt entspricht.
Wie kommen die Autoren der Studie zu diesen Ergebnissen? Sie basieren auf der Annahme, dass autonome Fahrzeuge vor allem in Familien und von Paaren geteilt werden. Ein wesentliches Praxisszenario geht so: Morgens um acht Uhr bringt der Wagen eine Person aus dem Haushalt zur Arbeit. Dann fährt der Wagen (leer) zurück nach Hause, von wo aus das nächste Haushaltmitglied vormittags und nachmittags je einmal zum Einkaufen oder zum Arzt gebracht wird. Am frühen Abend holt der Wagen die andere Person von der Arbeit ab. Dabei würden sogar mehr Kilometer zurückgelegt als im 2-Autos-Szenario, weil das selbstfahrende Auto zweimal „leer“ fährt.
Auch das Carsharing in Städten würde Auftrieb bekommen, da man nicht ein freies Fahrzeug suchen muss. Es kommt auf Anforderung direkt zum Nutzer.
Statt Personen Waren befördern
Werden autonome Fahrzeuge Realität, sind ganz neue Einsatzbereiche für sie denkbar. Zum Beispiel beim Warentransport: Kleine Fahrzeuge ohne jeglichen Komfort, ohne Sitze und ohne Lenkrad, ohne Entertainment, ohne Klimaanlage transportieren Waren innerhalb einer Stadt oder auch zwischen Städten. Auf diese Weise sinken die Transportkosten, da keine Personalkosten für den Fahrer anfallen und die Fahrzeuge erheblich günstiger produziert werden können als heute.
Connected Cars in einer Smart City
Wenn man all die Informationen der Sensoren in den Fahrzeugen, die Informationen aller Smartphones mit den Informationen aus der gesamten Infrastruktur einer Stadt, also unter anderem Kraftwerke, Verkehrsleitsysteme, Wetterstationen oder Informationen aus dem Internet, verbindet und intelligent auswertet, erhält man ein komplettes virtuelles Bild einer Stadt in Bezug auf Klima, Verkehrsdichte, Energieverbrauch, Luftverschmutzung, freie und genutzte Ressourcen, oder auch Krankheitsgefahren, wie Grippewellen oder Masernerkrankungen.
Neue Applikationen werden es ermöglichen, die Mobilität des Einzelnen zu erhöhen, den Energieverbrauch im Ganzen zu senken, Ressourcen besser zu nutzen oder auszulasten sowie mit neuen Geschäftsmodellen eine bessere Umwelt zu schaffen.