Unter dem Motto “Business in the Age of Experience: Customer-oriented Economy” öffnet am 12. und 13. November 2015 das 3DEXPERIENCE Forum in Leipzig seine Pforten.
Joseph Pine und James Gilmore veröffentlichten 1999 erstmals die These der Erlebnisökonomie. Sie stellten das Erlebnis als den vierten wirtschaftlichen Sektor nach Rohstoffen, Gütern und Dienstleistungen dar und setzten sich in ihrem Aufsatz mit dem ökonomischen Wert des Erlebens auseinander. Schon damals machten die beiden Autoren deutlich: Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle nach erlebniswirtschaftlichen Kriterien ausrichten, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Das war vor sechzehn Jahren. Wo stehen wir heute?
Die Kernaussage ist gleich geblieben: Das Erlebnis ist als wichtiger Faktor der Unternehmensstrategie anerkannt – unabhängig von der Branche und dem jeweiligen Produkt. Heute versprechen Smartphones ihren Nutzern Erlebnisse, es gibt das Kaffeeerlebnis oder auch den Erlebnispark. Das Erleben schafft auf diese Weise über die Bedienung, den Geschmack, die Vielfalt, die Form usw. einen wirtschaftlichen Wert.
Die Frage ist, wie setzen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle in einer Erlebnisökonomie um? Unternehmen stehen heute vor der Entscheidung, einen ganzheitlichen Wandel zu vollziehen, um Erlebnisse schaffen zu können. Dieser Wandel verändert die Art und Weise wie Unternehmen agieren – wie sie entwickeln und produzieren, wie sie Handel betreiben, wie sie lernen und arbeiten, und wie sie intern und extern kommunizieren. Das Erlebnis wird somit in jeden Punkt der Wertschöpfungskette eingebunden und gilt nicht mehr nur alleine für das Endprodukt, sondern beeinflusst alle Prozesse, die zu einem Produkt führen – von der Idee bis hin zur Wartung.
Dafür müssen Unmengen an Informationen gesammelt und neu generiert werden. Die Grundlage bilden digitale Daten, die ausgehend von der Entwicklung Abteilungen wie Einkauf, Qualitätssicherung und Fertigung sowie Marketing und Vertrieb bedienen. Diese Abteilungen wiederum interagieren mit Lieferanten, Vertragspartnern, Behörden und nicht zuletzt dem Kunden. Damit all diese Bereiche möglichst automatisiert mit Informationen aus der Entwicklung versorgt werden, müssen sie untereinander vernetzt sein.
Im Unterschied zu PLM geht es dabei nicht mehr nur um die Abbildung des Produktlebenszyklus von der Konstruktion bis zum Recycling. Es geht um systemübergreifendes Denken und Handeln innerhalb des Unternehmens und über die Unternehmensgrenzen hinaus. Damit der Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten reibungslos verläuft, benötigt es eine zentrale Plattform wie die 3DEXPERIENCE Plattform, die die vernetzte Welt virtuell abbildet und mit der realen Welt verbindet. Voraussetzung ist die Fähigkeit, sehr große Datenmengen aus teils unterschiedlichen Systemen zu managen und zu analysieren. Erst dann lassen sich die richtigen Informationen den jeweils richtigen Personen zur Verfügung stellen, damit sie in der hochkomplexen Welt die richtigen Entscheidungen treffen können. Entscheidungen, die nicht wie früher einzig aus der Entwicklerperspektive heraus entstanden sind, sondern bereits von Kundenwünschen geprägt sind. Denn Kunden von heute wollen Innovationen vermehrt von Anfang an mit gestalten. Sie wirken dadurch direkter auf die Marktmeinung ein, anstatt Trends und vorgefertigte Angebote zu akzeptieren.
Die Herausforderung für Unternehmen in der Erlebnisökonomie ist es daher, sich zu öffnen und den Dialog zuzulassen. Ferner sind sie gefordert, die Digitalisierung und intelligente Vernetzung voranzutreiben – ganz im Sinne des Industrie 4.0 Ansatzes. Die zentrale, offene Plattform muss daher über eine Fülle an Anwendungen verfügen: Simulations- und Datenmanagementlösungen, Funktionen für die Auswertung von Big Data, für die automatische Dokumentation von Prozessen und viele mehr. Entscheidend dabei: Jede dieser Anwendungen greift über die Plattform auf ein und denselben Datensatz zurück, um integrierte Produktionsprozesse mithilfe der Nutzung des Internet der Dinge und von Cyber-Physical-Systemen zu realisieren.
Denn auch die Produktion ist im Zeitalter der Erlebnisökonomie einem Paradigmenwechsel unterworfen. Die Einbindung der Kunden, ihrer Wünsche und Ansprüche, führt zu einer stärker individualisierten Herstellung bis hin zur Losgröße 1 mittels 3D-Druck. Vom Kunden getriebene Produkte verlangen von den Unternehmen ein mehr an Flexibilität und Innovationskraft. Innovation, die sich sowohl in der verwendeten Technologie als auch den Endprodukten wiederspiegelt.
Hören Sie auf dem 3DEXPERIENCE Forum in Leipzig interessante Vorträge zu diesen Themen unter anderem von Dr. Dennis Arnhold (Schaeffler Technologies), Gregory Blatt (Solar Impulse), Thomas Böck (Claas), Dr. Eduard Sailer (Miele) und Dirk Slama (Bosch Software Innovations). Die Keynote wird in diesem Jahr Sascha Lobo, Autor und Strategy Consultant, halten.
Mehr Informationen zum Event finden Sie auf unserer Webseite.