Industrie 4.0 und digitale Transformation sind immer wieder Zentrum der Aufmerksamkeit in Industrie und Medien. Oft rückt dabei, die zweifelsohne sehr zentrale Frage, nach technischer Machbarkeit und IT Systemen weit in den Vordergrund, sodass der Mensch als entscheidender Faktor zu weit zurückrutscht. Dazu fand sich kürzlich ein Interview mit Daimler Vorstandsvorsitzendem Dieter Zetsche in der FAZ, der einen wirklich wichtigen Aspekt aufgreift. Den Menschen und die sich wandelnde Rolle von Führungs- und Projektarbeit im Zuge der Digitalisierung.
Untrennbar verbunden mit dieser Entwicklung ist eine radikale Veränderung der gesamten Zusammenarbeit im Unternehmen. Immer individuellere Anforderungen an Produkte und daraus resultierende immer schnellere Innovations- und Entwicklungszyklen setzen die Unternehmen in unserer Region unter erheblichen Zugzwang. Denn die digitale Transformation gelingt nur, wenn Prozesse beschleunigt werden – von der Entwicklung bis in den Shopfloor. Und diese Beschleunigung hat sehr viel mit dem freien Fluss von Informationen zu tun, wie er mit digitalen Werkzeugen möglich ist.
Der freie Fluss von Informationen bedingt allerdings geradezu die oben angesprochene offene Führungs- und Projektleitungsstruktur. Führung auf Basis von Informationsvorsprüngen funktioniert nicht mehr. Der Vorgesetzte der Zukunft ist nicht mehr der (einzig) allwissende Leiter, der klare Richtungen vorgibt, sondern eher ein Moderator oder Coach, der die freie Diskussion und Entstehung von Ideen und Produkten in den richtigen Bahnen hält, vorwärtstreibt und wie ein Lotse an wichtigen Punkten seine Erfahrung einbringt, um aus mehreren Alternativen diejenige auszusuchen, die weiterverfolgt wird.
Heutige Absolventen und Berufseinsteiger kennen diese Arbeitsweise, sie sind es gewohnt, sich in sozialen Medien auszudrücken, Ideen zur Diskussion zu stellen und ohne Rücksicht auf Hierarchien zu diskutieren – Öffentliche Kritik ist kein Grund, verstimmt zu sein, sondern ein ganz natürlicher Vorgang in den Kommentarspalten von Facebook und Co. Das heißt, dass die nächste Generation Führungskräfte mit der geballten Power digitalen Wissens und auch dem entsprechenden Mindset in die Unternehmen kommen wird. Einer Studie der Universität Hohenheim mit dem Titel „Der Mensch kann Industrie 4.0“ nach, bildet gerade die hiesige Ausbildung einen großen Wettbewerbsvorteil. Will man diesen Schwung nutzen, muss es allerdings gelingen die High Potentials auch für das eigene Unternehmen zu gewinnen.
Auch unser diesjähriges 3DEXPERIENCE Forum am 25.-26. Oktober in Berlin widmet sich dem Thema.