Deutsch-französische Industrie im Dialog

In Deutschland wird die digitale Zukunft unter dem Namen Industrie 4.0 erforscht, in Frankreich heißt die entsprechende Initiative Alliance Industrie du Futur. Die französische Initiative ähnelt der deutschen, richtet sich aber explizit auf die Stärkung des Mittelstands. Dassault Systèmes veranstaltete gemeinsam mit der französischen Botschaft in Berlin am 16. Juni einen Event rund um die digitale Transformation unter dem Namen „Innovationsdialog – Wettbewerbsfähigkeit stärken, Industrie 4.0 in der Praxis“. Geladen waren hochrangige Experten aus führenden deutschen Unternehmen und der Forschung sowie der Politik.

Industrie der Zukunft

Begrüßt wurden die Teilnehmer von der Gesandten für Wirtschaftsangelegenheiten Anne-Laure de Coincy, die die kürzlich zwischen den Wirtschaftsministern beider Länder vereinbarte Zusammenarbeit auf dem Gebiet Industrie 4.0 hervorhob. Der Grundstein für die Kooperation der beiden Initiativen wurde im Oktober 2015 auf einer hochrangig besetzten Konferenz zur Digitalisierung in Paris gelegt: der „Conférence Numérique”. An diesem Auftakttreffen nahmen Präsident Hollande, Bundeskanzlerin Merkel, die Wirtschaftsminister Macron und Gabriel sowie der Präsident der Europäischen Kommission Juncker teil. Im Anschluss daran wurde im Rahmen mehrerer Zusammenkünfte ein Aktionsplan für die künftige Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Digitalisierung entwickelt. Der nächste Gipfel wird im Herbst dieses Jahres in Berlin stattfinden.

Andreas Barth, Geschäftsführer der Dassault Systèmes Deutschland GmbH, begrüßte die Gäste mit der Botschaft, dass die Weichenstellungen für die Digitalisierung aller Lebensbereiche – und mit Industrie 4.0 auch der Produktion – heute noch auf den Weg gebracht werden müssen. Industrie 4.0 werde zu effizienteren Arbeitsprozessen, zu einer flexibleren Produktion und zu individuelleren Produkten führen. Wie müssen Unternehmen reagieren, um die Vorteile von Industrie 4.0 auszunutzen? Geschäftsprozess müssen digitalisiert werden, um die richtigen Weichen stellen zu können.

Und sie müssen sich starke Partner suchen, die sie bei der Umsetzung ihrer Ziele unterstützen. Allein lassen sich in unserer zunehmend vernetzten Welt keine innovativen Produkte mehr entwickeln. Unternehmen, die das berücksichtigen, werden nicht nur Nutznießer, sondern auch erfolgreiche Gestalter des digitalen Wandels sein. Dassault Systèmes konnte unter anderem auf der Hannover Messe mit CLAAS erfolgreiche Umsetzungen von Industrie 4.0 demonstrieren.

Henning Banthien, Geschäftsführer der Plattform Industrie 4.0, berichtete über die Industrie 4.0-Landkarte, die inzwischen entstanden ist. Dort sind Demonstratoren, also fertige Umsetzungen, ebenso verzeichnet wie Testbeds, das sind Einrichtungen, die es ermöglichen, Industrie 4.0 zu testen und konkrete Fragestellungen durchzuspielen. Inzwischen umfasst die Liste 30 Testbeds und 200 Demonstratoren. Wichtig sei es, an einer Stelle anzufangen, statt auf die „große Lösung“ zu warten. Die Praxis auch in mittelständischen Unternehmen hat gezeigt, dass in diesem Bereich auch kleine Schritte große Wirkung haben.

Dann kam die Industrie zu Wort: Burkhard Reuter, Geschäftsführer bei Alstom Transport Deutschland, zeigte, dass Alstom schon seit 20 Jahren Digitalisierung einführt und auf dem Weg zu Industrie 4.0 ist. Hier vorne dabei zu sein, sei unter anderem auch wichtig, um kompetente Mitarbeiter anzulocken und in der Region Salzgitter interessante und attraktive Arbeitsplätze bieten zu können. Er unterstrich die Aussagen Barths mit der Zahl, dass bei Alstom mit Einführung der Dassault Systèmes-Lösungen in der Fertigung Kosten im zweistelligen Prozentbereich eingespart werden konnten.

Den Abschluss bildete eine Ansprache von Laurent Blanchard, Executive Vice President für die Region EMEAR bei Dassault Systèmes. Er unterstrich die dreißigjährige Erfahrung von Dassault Systèmes in der Business Transformation. Das Unternehmen arbeite in vielen internationalen Forschungsprojekten mit, um jederzeit an der vordersten Front des Fortschritts sein zu können.

Ein besonderes Highlight bei Dassault Systèmes sei die breite Positionierung, die von Biotechnologie über Materialkunde, Digital Factory und Collaboration bis zur Stadtplanung reicht – sozusagen vom atomaren bis in den regionalen Größenbereich.

Ein interessanter Vergleich, der beim nachfolgenden Diner für Gesprächsstoff sorgte, war eine Anekdote, die Andreas Barth erzählte: Bei einem Treffen der deutschen und französischen Experten im Wirtschaftsministerium sei Englisch gesprochen worden – man habe sich sozusagen auf einen Standard zwischen den Experten geeinigt. Das sei sehr ähnlich der Entwicklung in der Industrie 4.0, wo eine Innovationsplattform die Prozesse zusammenführt.

Steffi Dondit

Steffi Dondit ist „Senior Specialist Global Affairs” für die Region Zentraleuropa bei Dassault Systèmes. Ihre Aufgabe ist es, Kontakt zu Verbänden, Netzwerken und in die Politik zu halten. Die Trends und Ergebnisse ihrer Arbeit fließen als direkter Input auch immer wieder in neue Projekte in der Region ein.