Die Entwicklungen im B2C-Bereich, beispielsweise der Aufstieg von Amazon, eBay oder Alibaba zu universellen Verkaufsplattformen, aber auch Uber oder Airbnb haben es deutlich gezeigt: Wer im Spiel bleiben will, muss sich an der Plattformökonomie beteiligen. Das gilt umso mehr in der Industrie. Dassault Systèmes geht davon aus, dass heute schon jedes zweite Großunternehmen auf Plattformen setzt. Mit dem 3DEXPERIENCE Marketplace will das Unternehmen, ähnlich wie Amazon den Einzelhandel revolutioniert hat, die Fertigung verändern.
In Deutschland wird das Thema der virtuellen Ökosysteme bisher teilweise noch vernachlässigt. Die acatech hat dazu eine Studie „Smart Service Welt 2018 – Wo stehen wir? Wohin gehen wir?“ erstellt, über die Karl-Heinz Streibich, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, auf dem 3DEXPERIENCE Forum in Göttingen sprechen wird. Die Studie zeigt, dass disruptive Geschäftsmodelle auf mehreren Bausteinen basieren: einem smarten Produkt und dazu passenden smarten Services, die über digitale Plattformen in virtuellen Ökosystemen zur Verfügung gestellt werden. Aus diesen wiederum entwickeln sich Geschäftsnetzwerke, die alle Beteiligten integrieren. Der VDMA hat sich im Februar 2018 ähnlich geäußert: „Das Thema Plattform-Ökonomie gehört zwingend auf Vorstands- und Geschäftsführungsebene verankert. Unternehmen müssen sich für die Plattformökonomie eine klare Strategie erarbeiten“, sagt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbands.
Während die USA im B2C-Bereich den Wettbewerb um das Plattformgeschäft bereits für sich entschieden haben, ist in der Industrie noch alles offen. Bisher haben weder die USA noch Asien große B2B-Plattformen an den Start gebracht. Experten sind sich jedoch einig, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese auch in der Industrie dominieren werden. Industrieunternehmen aus Europa haben einen großen Knowhow-Vorsprung. Doch sie werden die Chance nur nutzen können, wenn sie in der Lage sind, den Rückstand in Sachen Plattform zu kompensieren. Vor allem müssen sie schnell handeln.
Man unterscheidet zwei Formen von Ökosystemen im Internet: digitale Handelsplätze für Industriegüter und Services und Industrial Internet of Things (IIoT)-Plattformen. Während sich bereits zahlreiche IIoT-Plattformen entwickeln, gibt es bisher nur wenige Marktplätze. Zudem sind diese oft auf ein bestimmtes Segment fokussiert, was wiederum verhindert, dass sich die gewünschten Netzwerkeffekte einstellen. Dassault Systèmes als Anbieter von Software und Services für die digitale Produktentwicklung hat nun eine solche universelle Plattform geschaffen: Den 3DEXPERIENCE Marketplace, der im Januar im Bereich Part Supply mit bereits über 30 Millionen Komponenten live ging.
Die Plattform ermöglicht digitale Design-, Engineering- und Fertigungstransaktionen. Der 3DEXPERIENCE Marketplace vereint aktuell 600 Lieferanten sowie 50 digitale Hersteller mit mehr als 500 Maschinen. Ergänzt wird das Angebot durch 25 Servicebüros, Maschinen, Materialien, 3D-Drucker, Fab Labs, Universitäten, Hersteller, Firmenkunden und Partner. Damit besteht für Nutzer Zugang zum größten qualifizierten Netzwerk von Anbietern von 3D-Design-Inhalten und Dienstleistern für additive Fertigung, das in der Branche verfügbar ist.
Plattformen sind auch finanziell attraktiv, weil sie Transaktionskosten senken. Statt auf mehreren Webseiten nach bestimmten Teilen zu suchen und diese umständlich vergleichen zu müssen, findet man die benötigten Teile im 3DEXPERIENCE Marketplace schnell und unkompliziert. Dort kann man einfach Preis, Stückzahl und Lieferzeiten der einzelnen Hersteller vergleichen. Zudem verwaltet der 3DEXPERIENCE Marketplace mehrstufige Aspekte einer Transaktion zwischen Käufer und Verkäufer.
„Basierend auf der 3DEXPERIENCE Plattform, die bereits Pionierarbeit im Bereich Business-Experience-Plattform geleistet hat, transformiert der 3DEXPERIENCE Marketplace jetzt die Lieferkette in eine Wertschöpfungskette. Ein einzelnes, virtuelles, soziales Geschäftsmodell eröffnet der Industrie einen neuen Weg, Geschäfte abzuwickeln, Innovationen voranzutreiben und Mehrwert zu schaffen“, sagt Bernard Charlès, Vice Chairman & CEO von Dassault Systèmes. On-Demand-Manufacturing- und Intelligent-Part-Sourcing-Services werden nicht nur die Zusammenarbeit, sondern auch alle Innovationsprozesse straffen. „Die Renaissance der Industrie geht weit über die Digitalisierung hinaus: Es ergeben sich neue Akteure und neue Kategorien von Lösungen, Prozessen und Dienstleistungen, für die nachhaltige Innovation wichtiger ist als Produktivität.“