Die Shopper Journey im digitalen Zeitalter

Wie viele andere Bereiche ist auch die Zukunft des Handels durch die Digitalisierung großen Veränderungen unterworfen. GS1 Germany, eine Standardisierungsorganisation verantwortlich in der Schnittstelle zwischen Handel und Industrie, kümmert sich um diese digitale Zukunft – unter anderem auch in Zusammenarbeit mit Technologieführern wie Dassault Systèmes. Wir sprachen mit Tomas Hauke, Senior Partnermanagement bei GS1 Germany über aktuelle Trends:

Shopper Journey im digitalen ZeitalterNeue Technologien ermöglichen eine viel gezieltere Kundenkommunikation, individualisierte Angebote und neue Werbeformen. Der Kunde kann also besser, gezielter und mit für ihn interessanteren Angeboten angesprochen werden. Die Digitalisierung macht vieles möglich, was vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre, beispielsweise elektronische Preisauszeichnungen an Regalen, die viel Arbeit sparen und Preisänderungen sehr einfach machen. Mit Hilfe neuer Technologie, z.B. Beacons können neben Push-Nachrichten auch die Laufwege der Kunden verfolgt und zur Optimierung der Warenanordnung genutzt werden.

Doch diese Beispiele sind nur digitale Umsetzungen herkömmlicher Prozesse, interessanter wird es, wenn man die digitalen Technologien für völlig neue Angebote und Kundenansprachen nutzt. Und genau dieser Umbruch passiert momentan im Handel und zwar in rasanter Geschwindigkeit. Das erleben wir bei Dassault Systèmes und so erlebt es auch GS1 in der Zusammenarbeit mit Industrie, Handel und Partnerunternehmen.

Die sogenannte Shopper Journey – die Reise des Kunden durch den Markt, aber auch die Reise vom Bedarf zum Kauf – lässt sich in der Digitalisierung völlig neu denken. Die Kommunikation mit dem Kunden verändert sich komplett, aus einer Ansprache wird ein Dialog. An die Stelle allgemeiner Sonderangebote in Papierprospekten/Handzetteln treten personalisierte Angebote auf das Smartphone des Kunden oder auf intelligente Werbeflächen. Die Shopper Journey beginnt schon im Wohnzimmer des Kunden, wo dieser die neuesten Angebote seines Lieblingsmarkts eingespielt bekommt.

Damit Werbung nicht als Störung oder als Belästigung, sondern als Unterstützung empfunden wird, muss sie aber klug positioniert sein und dezent und gut ausbalanciert eingesetzt werden. So könnte eine digitale Werbefläche am Einkaufswagen erkennen, dass der Kunde soeben Antipasti aus dem Regal genommen hat, und einen passenden Rotwein empfehlen – und diesen Wein vielleicht sogar mit einem personalisierten Rabatt anbieten?

Wurden bis heute oftmals gedruckte Gutscheine an der Kasse ausgegeben, erfolgt dies heute teilweise schon digital, je nach Händler durch das einlösen von Punkten über die Markeneigene App. So bekommen Rabattaktionen eine viel höhere Wertigkeit.

Schon heute sind Verkäufer in Bekleidungsgeschäften in der Lage, das Etikett eines Kleidungsstücks, das nicht mehr in der richtigen Größe vorrätig ist, zu scannen und in der passenden Größe nachzubestellen und an den Kunden auszuliefern. Diese oder ähnliche Prozesse lassen sich auch in anderen Branchen etablieren oder sogar so weiterentwickeln, dass der Kunde das Etikett selbst einscannt und die richtige Ware geliefert bekommt. Omni-Channel gewinnt an Bedeutung und ist die große Chance für den stationären Handel.

Schöne neue Welt also, oder bleiben auch Bedenken?

Sicherlich tun sich manche Unternehmen noch schwer. Wichtig ist der Umgang mit gewonnenen Daten und daraus resultierenden personalisierten Angeboten. Für den stationären Handel ist das noch immer eine größere Herausforderung als für den Onlinehandel. Es stellen sich also Fragen wie: Wie erhebe ich Daten so, dass der Kunde keine Bedenken hat? Müssen Daten wirklich auf einen bestimmten Kunden personalisiert erhoben werden, um einen Prozess zu betreiben, oder reicht eine anonyme Datenerhebung, die besser akzeptiert wird? Das obige Beispiel zeigt es: Die Weinempfehlung lässt sich geben, wenn der Kunde Antipasti wählt. Wer dieser Kunde ist, ist für den Prozess unerheblich. Soll der Weinrabatt auf Basis der Umsätze genau dieses Kunden bemessen werden, ist dagegen eine Identifizierung genau dieses Kunden notwendig. Online sind wir diese Art Angebot bereits gewöhnt, wie aber würden wir als Konsumenten im Einzelhandel am Ort darauf reagieren? Am Ende wird es eine komplexe Abwägung sein, wie und welche Daten ein Händler nutzen darf und will, um dem Kunden eine bequeme Shopper Journey bieten zu können.

Dass sich im Markt jedoch einiges tun wird ist unumstritten. Die Generation der ‚Digital Natives‘ wird mit herkömmlichen Papierprospekten jedenfalls nicht mehr zu erreichen sein.

Um solche Szenarien sicher und effizient umzusetzen und auch junge Kunden gut zu erreichen, ist eine Plattform notwendig, auf der alle Daten der Waren, des Marktes und der Kunden zusammenfließen und in Beziehung zueinander gesetzt werden können. GS1 Germany greift die Thematik der Technik, die die Sprache des Handels spricht und die Welt der Digitalisierung erschließt immer wieder auf, z.B. im Rahmen von Veranstaltungen wie ECR Live oder dem ECR Tag. Aber auch mit dem GS1 Germany Knowledge Center, welches GS1 im Juni mit einer Vielzahl von Use-Cases neu eröffnet hat. Ein Besuch lohnt sich sicher.

In Zeiten der rasanten Digitalisierung ist ein aktueller Technologie und Wissensstand unerlässlich. Von Seiten Dassault Systèmes werden Besucher in Zukunft die Möglichkeit haben die Lösung Perfect Shelf näher kennen zu lernen.

Wir sind gespannt auf die Reaktionen auf das neue GS1 Germany Knowledge Center und danken Herrn Hauke von GS1 für die Einblicke.

Tomas Hauke

Tomas Hauke ist bei GS1 Germany zuständig für Beratungs- und Trainingsaufgaben und widmet sich der Gewinnung und Betreuung von Partnerunternehmen im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Solution Providern.

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