Jedes Jahr veröffentlicht die von der Bundesregierung beauftragte Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) ihr Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands. In diesem Jahr ging die EFI besonders auf die Innovationstätigkeit in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ein. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit der Digitalisierung und digitalen Geschäftsmodellen: Es zeigt sich: Die KMU verlassen sich zu oft auf Rezepte der Vergangenheit, die in einer digitalen Zukunft nicht mehr tragen werden. Was die EFI nicht weiß: Es gibt eine ganze Reihe von Initiativen, die genau diese Entwicklung adressieren.
Der deutsche Maschinenbau ist in der ganzen Welt für seine hochkomplexen, durchdachten und extrem präzisen Lösungen bekannt. Das Problem hierbei: Diese positiven Attribute beziehen sich vor allem auf die Mechanik – die aber wird mit wachsendem Anteil von Elektronik und Software – also mit der Digitalisierung – immer bedeutungsloser. So sind zwar vom Ingenieursstandpunkt aus gesehen komplexeste Achsgeometrien bewundernswert und schön – wenn aber ESP, ABS und andere Helfer mehr Einfluss auf das Fahrverhalten gewinnen als die Achsgeometrie, reicht im Prinzip eine sehr simple Achse aus, die dann eben elektronisch beziehungsweise per Software optimiert wird.
Nichtsdestotrotz sehen die Gutachter der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) den Schwerpunkt der Innovationen im Bereich von Produkten und Prozessen, während sie „bezüglich der Patentintensität und des Umsatzanteils mit neuen Produkten im europäischen Vergleich einen Platz im Mittelfeld“ erreichen.
Allerdings hat sich in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Initiativen und Plattformen gebildet, die den digitalen Wandel auch für KMU nutzbar machen – und das mit ganz praktischen Handreichungen. In der Plattform Industrie 4.0 sind neben dem Wirtschafts- und dem Bildungs- und Forschungsministerium des Bundes auch Verbände und Gewerkschaften wie BITKOM, VDMA, ZVEI und IG Metall vertreten. Die Plattform erarbeitet Handlungsempfehlungen und Antworten auf wichtige Fragen, zum Beispiel:
- wie kann Deutschland auch der Fabrikausrüster für die Industrie 4.0 sein?
- wie lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandorts Deutschland mit Industrie 4.0 weiter steigern?
- welche Rolle spielt Deutschland beim Setzen von Standards?
- wie kann die Arbeitswelt mit Industrie 4.0 zum Nutzen der Menschen gestaltet werden?
Zudem hat sich eine ganze Reihe von Initiativen gebildet, unter anderem an Forschungseinrichtungen wie der Fraunhofer Gesellschaft, die Technologien und Labore, wie das Live Lab beim Fraunhofer IEM in Paderborn für den Transfer in den Mittelstand zur Verfügung stellen. Die Zukunftsallianz Maschinenbau arbeitet eng mit Universitäten, Forschungseinrichtungen, Beratern und IT-Lieferanten zusammen. Dabei bietet sie Workshops zum Austausch und Transfer an
Der VDMA hat regionale Netzwerke organisiert, unter anderem die Allianz Industrie 4.0 in Baden-Württemberg, die mittelständischen Unternehmen Orientierung für eigene Wege zur Industrie 4.0 geben. Ein weiteres Beispiel einer regionalen Entwicklung ist it’s OWL; hier haben sich 180 Unternehmen gemeinsam mit Forschungseinrichtungen und Organisationen zusammengeschlossen, um den Innovationssprung von der Mechatronik zu intelligenten technischen Systemen zu gestalten.
Man sieht, es bewegt sich etwas im deutschen Mittelstand – allerdings müssen die Unternehmen die Angebote auch wahrnehmen und ein Bewusstsein entwickeln, dass der digitale Wandel kommt.