Die Digitalisierung ist mehr als die Umsetzung der alten Vision vom papierlosen Büro, denn sie erfasst nicht nur Medien und Prozesse, sondern die Daten selbst. PLM-Experte Jos Voskuil zeigt in einem interessanten Blogbeitrag, dass gerade im Bereich der Konstruktionsdaten neue Lösungen benötigt werden, damit die digitale Transformation zum Erfolg wird.
Vieles, was wir heute als Digitalisierung bezeichnen, ist tatsächlich „Elektronifizierung“ – Voskuil bringt das Beispiel des e-Ticket bei Flugreisen: Die Bordkarte aus Papier wird durch ein PDF oder einen QR-Code ersetzt, die Prozesse dahinter sind jedoch dieselben wie beim Papierticket. Das ist noch keine Digitalisierung. Diese hält Einzug, wenn eine Boarding-App selbständig den Flug, die Abflugzeit und das Gate anzeigt und diese Daten in Echtzeit aktuell hält.
Dazu muss der Datenwust Bordkarte jedoch in eine Vielzahl von Datenschnipseln aufgebrochen werden, die miteinander Beziehungen aufbauen können und aus unterschiedlichen Quellen zusammengeführt werden. So benötigt das System Zugriff auf die Gate-Datenbank des Flughafens, um stets aktuelle Gate-Daten liefern zu können. Aus der Verbindung der Daten Flugziel und Ankunftszeit sowie einer Wetterdatenbank generiert die Boarding-App einen Hinweis auf das Wetter am Zielort. Kurz gesagt – Vernetzung überall. Und das ist ein ganz typisches Beispiel für einen digitalisierten Prozess, welches sich auch wunderbar auf andere Branchen übertragen lässt, denn Digitalisierung bedeutet letztendlich immer Datendurchgängigkeit.
Im traditionellen PLM-System werden aber oft Dokumente – die wiederum Container für Daten sind – abgelegt und das in einer Weise, die keinen direkten Zugriff auf die darin befindlichen Datenobjekte erlaubt. Metadaten sind ein Versuch, bestimmte Informationen des Dokuments von außen zugänglich zu machen, erlauben jedoch nicht den Zugriff auf die Datenobjekte selbst.
Und genau dieser dokumentenzentrierte Ansatz ist mit der neuen Welt der Digitalisierung nicht mehr kompatibel. In einer datengetriebenen Umgebung wird mit den granularen Datenobjekten selbst gearbeitet. Damit reduziert sich die Notwendigkeit, Datenobjekte in Dokumente zu aggregieren und zu transformieren. Das bedeutet aber auch, dass dokumenten- und datengetriebener Ansatz schlicht unvereinbar sind und sich dokumentenbasierte Systeme nicht mit einem nachvollziehbaren Aufwand in datengetriebene Systeme – die wiederum Basis der digitalen Transformation sind – überführen lassen. Wie also gelingt es Unternehme aus der Problematik zu kommen, ohne die komplette interne IT-Landschaft auf einen Schlag umbauen zu müssen?
Eine Lösung dafür ist sicherlich der schrittweise Umstieg von losgelösten Systemsilos auf eine offene Plattform, die die Möglichkeit bietet, Daten wie oben beschrieben aus verschiedenen Quellen zu verknüpfen. Datenverwaltungslösungen, die traditionelle Dokumente aufschlüsseln und direkt auf Datenobjekte zugreifen, wie beispielsweise die Anwendung ENOVIA auf Basis der 3DEXPERIENCE Plattform sind eine solide Ausgangsbasis. Die Anbindung an andere existierende Systeme wie ERP-Systeme und/oder die Verknüpfung zu Simulations- und CAD-Daten sind dann bereits der Schritt in Richtung Business Plattform.
Der Transformationsprozess vom reinen PLM-Denken hin zu Business Plattformen kann insgesamt jedoch nur gelingen, wenn die internen Prozesse und Führungsstrukturen „mitwachsen“. Nur so ist ein nahtloser Übergang möglich und die digitale Transformation wird vom Abenteuer zum Erfolgsmodell.