Industrie 4.0 – Erfolgschancen für das verarbeitende Gewerbe

Die Digitale Transformation richtig nutzen

Der digitale Wandel ist unaufhaltsam, er erfasst mittlerweile jede Branche in Deutschland. Bislang hat sich gerade das verarbeitende Gewerbe diesem Veränderungsprozess lange verschlossen – jetzt ist es höchste Zeit verlorene Strecke wiedergutzumachen.

Industrie 4.0 ist eine Initiative, die alle Bereiche der Wertschöpfungskette eines Unternehmens betrifft: Angefangen von effizienteren Fertigungsprozessen, bis hin zu einer stärkeren Kundenorientierung und neuen Vertriebs- und Geschäftsmodellen.

Die digitale Transformation ermöglicht...

Und es ist gerade diese Umfassendheit, die für Unternehmen herausragende Chancen eröffnet. Besonders deutsche Industriebetriebe des verarbeitenden Gewerbes sollten diese deshalb erfolgreich nutzen. Schließlich ist das Potenzial, die eigene Stellung auf dem globalen Markt zu verbessern, dabei immens. In diesem Beitrag erläutern wir worauf es dabei ankommt und welche Erfolgsfaktoren unbedingt zu beachten sind.

Das digitale Zeitalter hat längst begonnen

Deshalb ist es jetzt so wichtig, den Zeitgeist zu nutzen und aktiv zu werden. Deutsche Unternehmen sollten ihre Chancen ergreifen, denn ansonsten droht die Gefahr, von internationalen Wettbewerbern abgehängt zu werden. Das zeigen auch aktuelle Zahlen der Analysten von IDC: Bereits bis zum Jahr 2019 werden weltweit 75 Prozent der Unternehmen ihre Wertschöpfungskette per digital vernetzter Prozesse und Objekte transformiert haben. Das Ergebnis sind satte 15 Prozent mehr Produktivität. Welches Unternehmen kann es sich schon leisten, darauf zu verzichten?

Einer Umfrage vom August 2016 zufolge, setzen sich bereits 53 Prozent der deutschen Betriebe mit digitalen Innovationen auseinander. Ein guter Anfang, der aber noch Luft nach oben hat. Besonders bei bestimmten Fachbereichen wie Produktion und Logistik besteht laut der Studie noch Nachholbedarf.

Eine wichtige Erkenntnis ist: Die Schlüsselrolle kommt zumeist den IT-Abteilungen zu. Auch diese müssen für Industrie 4.0 entsprechend aufgestellt sein, um alle Fachbereiche erreichen zu können, denn nur eine schnelle Umsetzung führt auch zum Erfolg.

Die Aufbruchstimmung ist deutlich spürbar

52 Prozent der Unternehmen haben bereits die Voraussetzungen für Industrie-4.0-Projekte geschaffen. Damit steht die Basis für eine erfolgreiche Zukunft, die in den vergangenen 12 Monaten um fast ein Drittel gewachsen ist. Das zeigt auch ein Blick auf die Teamaufstellungen in den Unternehmen:

Industrie 4null in Teams

Die Aufbruchstimmung ist in der deutschen Industrie also da, Probleme zeigen sich allerdings bei der Umsetzung. Und genau aus diesem Grund sind Migrationsprojekte auch so dringend notwendig. Erst wenn etablierte Strukturen überdacht werden, Know-how von außen eingeholt wird und ein Veränderungswille zum tatsächlichen Roll-out führt, kann man von einem nachweislichem Erfolg sprechen. Deshalb ist es wichtig, den folgenden Schritt im Fokus zu haben.

Nach der Vernetzung und der Kontrolle folgt die Optimierung

Wie wichtig die Optimierung ist, lässt sich am besten an einem Beispiel erläutern: Ein führender Halbleiterhersteller hat seinen Fertigungsprozess an mehrere Standorten auf der Welt positioniert – angefangen von Dresden, bis Malaysia und schließlich Singapur.

Durch die vollständige Rückverfolgbarkeit der Produkte, also die Identifizierbarkeit des einzelnen Produkts an jedem Ort und einen Echtzeit-Informationsaustausch über die Fertigungsabschnitte, werden die Lernzyklen über den gesamten Produktionsablauf verkürzt. Die Folge sind schneller wirksame Produktivitäts- und Ergebnisverbesserungen.

Dieses Beispiel zeigt wie wichtig der Faktor Zeit ist. In der Zukunft werden Unternehmen durch digitale Innovationen immer mehr versuchen ihre Marktanteile zu sichern – wer dabei zu langsam ist, verliert!

Entscheidend ist, dass alle Standorte auf eine einheitliche Datengrundlage zugreifen können. Lediglich 5 Prozent der befragten Industrieunternehmen haben derzeit eine zentrale Datenplattform. Diese Datensilos müssen aufgebrochen und eine einheitliche Datenbasis aufgebaut werden. Nur dann sind schnellere Rückflüsse zwischen der Entwicklung, Fertigung und dem Betrieb möglich.

Was das alles beinhaltet ist vielfältig: Dazu zählt zum Beispiel die digitale Verfügbarkeit von Dokumenten. Man denke auch an digitale Zeichnungen, Pläne und Echtzeitinformationen, die ganz neue Möglichkeiten für Mitarbeiter in den Fachbereichen eröffnen. Eine immer größere Rolle werden aus diesem Grund Wearable Devices sowie Augmented und Virtual Reality spielen.

Erfolgsfaktoren für Industrie 4.0

Um erfolgreich zu sein, stehen für jeden Fachbereich unterschiedliche Herausforderungen an.

Industrie 4.0 und sein Einfluss

Herausforderung für die IT: Die Harmonisierung verschiedener Systeme und Datenquellen. Sie muss die Integration von IT und Operations Technology (OT) deutlich vorantreiben, damit vernetzte Maschinen und Systeme ihre Daten auch reibungslos austauschen können.

Herausforderung für die Produktion: Das Aufbrechen von etablierten Strukturen und Abläufen, die oft nicht auf Flexibilität und Agilität ausgerichtet sind.

Herausforderung für die Entwicklung: Umsetzung innovativer Projekte, ohne den laufenden Betrieb einzuschränken.

Dazu kommen drei Herausforderungen für alle Fachbereiche: Die Gewährleistung von Datenschutz und -sicherheit, das Management der entstehenden Komplexität und die Finanzierung der Umsetzung.

IDC Whitepaper Digitale TransformationEs gibt also viel zu tun, wobei nicht nur die technischen Voraussetzungen bestehen müssen, sondern vor allem auch die organisatorischen. Schafft es die Unternehmensleitung nicht, entsprechende Verantwortungen an qualifiziertes Personal zu verteilen, dann ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für Industrie 4.0 nicht erfüllt.

Generell lässt sich festhalten: Im zurückliegenden Jahr haben immer mehr Vorreiterunternehmen gezeigt, was durch gut umgesetzte Industrie 4.0-Projekte möglich ist. Für Transformationsprozesse, die noch nicht abgeschlossen sind gilt zumeist, dass die Unternehmen, die sich den digitalen Veränderungen stellen, Prozesse validieren und immer wieder neu anpassen, die größte Chance auf Erfolg haben.

 

Petra Kraemer

Petra Kraemer ist Senior Manager für die Onlinekommunikation bei Dassault Systèmes in Zentraleuropa, sie bloggt zu Themen wie digitaler Transformation, Innovation & Technologie und new Work.