Die Grenzen analoger Städteplanung sind erreicht

Stadtplanung heute

Die Infrastruktur unserer Städte kann mit den heutigen Dimensionen des Verkehrsaufkommens nicht mehr Schritt halten. So sind lästige Staus im Berufsverkehr mittlerweile alltäglich. Betrachtet man allein einmal den Großraum Stuttgart, in dem sich auch der regionale Hauptsitz von Dassault Systèmes befindet, wird klar, dass die Grenzen des Individualverkehrs erreicht sind. Das ist auch historisch bedingt, denn die Planungen und ihre Realisierung in den vergangenen Jahrzehnten basierten auf Erfahrungen und Einschätzungen.

Eine durchgängige Vorausplanung auf Basis von Big Data und ein digitales Abbild der Auswirkungen verschiedener Planungsalternativen war schlicht nicht möglich. Auch Testläufe wie in der Industrie bei der Entwicklung eines neuen Bauteils oder einer Maschine waren nicht realisierbar. Zukunftsträchtiger und wesentlich effektiver wäre es allerdings, wenn Bestehendes sowie neue Konzepte für Arbeit, Wohnen und Mobilität in einer virtuellen Umgebung verbunden würden. Ähnlich der Produktentwicklung im Maschinenbau oder der Automobilindustrie. Auf diese Weise könnten bestehende Probleme erkannt, Fehler behoben und neue Konzepte umgesetzt werden, noch bevor ein Bagger rollt.

Wir stehen vor großen Veränderungen – so stehen nicht nur die Städte, sondern auch die betroffenen Branchen, wie die Automobilindustrie vor den größten Veränderungen seit rund hundert Jahren hin auch zu Konzepten wie autonomen Fahrzeugen und der Elektromobilität. Bei den OEMs und ihren Zulieferern entstehen schon heute neue Modelle in virtuellen Umgebungen. Vom Bauteil bis zum marktreifen Fahrzeug sind über 3D-Modelle hinausgehende virtuelle Modelle verfügbar. Auf Basis dieser Daten sind Simulationen möglich, die die Entwicklung und Markteinführung wesentlich beschleunigen. Innovative Unternehmen wie Tesla oder Kreisel Electric nutzen diese Technologien bereits intensiv. Moderne Business Plattformen wie die 3DEXPERIENCE Plattform beispielsweise ermöglichen es Unternehmen die Machbarkeit neuer Fahrzeugkonzepte schneller zu validieren und diese bereits virtuell zu präsentieren bevor erste Prototypen gebaut werden.

Mit dem Konzept der 3DEXPERIENCity, das ich auch in unserer Region als eines der großen Zukunftsprojekte sehe, lassen sich solche Vorteile auch für die Stadt- und Infrastrukturplanung einsetzen. Ein virtueller Zwilling einer Stadt, basierend auf einer digitalen Plattform bietet die Chance neue Konzepte auszuprobieren, ohne dass Fakten geschaffen werden, die noch nicht überschaubar sind. Warum ein virtuelles Modell notwendig ist, wird klar, wenn man auf die Vielzahl verteilter Systeme und Daten blickt: Verkehrs- und Parkleitsysteme, Ladestationen für Elektroautos oder Car-Sharing sind nur einige Beispiele hierfür. Nur ein einheitliches System mit einer einheitlichen Datenbasis wird uns zu tragfähigen Lösungen kommen lassen.

Beispiele der Anwendung gibt es bereits: Mit „Virtual Singapore“ existiert ein Vorreiterprojekt, aber auch in der westfranzösischen Stadt Rennes entsteht derzeit auf Basis von 3DEXPERIENCity das digitale Stadtmodell „Virtual Rennes“ mit dem Ziel der Optimierung zukünftiger Projekte, Produkte und Dienstleistungen. Ich denke es ist an der Zeit die virtuellen Möglichkeiten mehr und besser zu nutzen, um auch in der realen Welt – auch hier in unserer Region – zukunftsträchtige Verkehrs- und Stadtkonzepte aktiv zu gestalten.

So zeigen wir, wie sich mit intelligenten Technologien virtuelle Welten schaffen lassen, die als digitaler Zwilling die reale Welt nicht nur abbilden, sondern helfen, sie kontinuierlich zu verbessern. Nicht umsonst wurde Dassault Systèmes gerade von Corporate Knights als nachhaltigstes Unternehmen der Welt gelistet.

Andreas Barth

Andreas Barth ist seit 2011 Managing Director EuroCentral bei Dassault Systèmes. In dieser Position ist er für die Stärkung der lokalen Präsenz und den Ausbau der Marktposition von Dassault Systèmes in der Region EuroCentral verantwortlich. Ein weiterer Schwerpunkt von Andreas Barth liegt neben der Geschäftsentwicklung auch in dem Aufbau neuer und der Intensivierung bestehender strategischer Partnerschaften.