Bevor Smartphones und Tablets omnipräsent und das Internet der Dinge zum Thema wurde, also bis vor etwa drei oder vier Jahren, waren die virtuelle und die reale Welt streng getrennt. Man ging einkaufen und arbeiten, dann schaltete man den Computer ein und ging ins Internet. Dass dann einige Tage später der Paketbote klingelte und die im Internet bestellte Ware brachte, war auch schon der direkteste Durchgriff des Internets ins reale Leben, den man sich vorstellen konnte.
Doch inzwischen werden das Internet und vernetzte Technologien in unserem täglichen Leben immer stärker sichtbar. Reale und virtuelle Welt vermischen sich, Informationen fließen von der einen in die andere Welt – man darf gespannt sein, wie lange die Unterscheidung zweier Welten an dieser Stelle überhaupt noch sinnvoll ist.
Viele Einzelhändler sind schlecht auf den Onlinehandel zu sprechen, weil Kunden sich im Fachgeschäft beraten lassen und dann preiswerter im Internet kaufen. Die Amazon-App kann den Barcode auf der Verpackung eines Produktes scannen und bietet dann dasselbe Produkt aus dem Amazon-Store an – ein Alptraum für den Handel?
Nicht unbedingt, denn einige Händler nutzen diese Stellschraube bereits selbst und verbessern über den Omnichannel-Ansatz ihre eigene Onlineangebotswelt mit dem realen Einkaufserlebnis im Shop. So kann der Händler, der einen Webshop unterhält, in dem sich der Kunde über die Alternativen informiert – also beispielsweise, welche Fernseher die gewünschten Funktionen und die richtige Größe haben – auch direkt mit dem Kunden interagieren. Betritt der Kunde nach seiner Onlinesuche das Fachgeschäft, um sich weiter zu informieren, weiß der Mitarbeiter schon, welche Geräte der Kunde in die engere Wahl gezogen hat, und kann zielgerichteter beraten.
Ebenfalls bereits Realität und von einigen Geschäften im Einsatz ist die Beacon-Technologie. Bei diesem Tracking des Kunden schon außerhalb des Ladengeschäfts, kann neben gezielter Werbung wie neuen Angeboten, auch eininteraktiver Wegweiser angeboten werden, der den Kunden anhand seines Smartphones identifiziert und ihn zu dem Regal leitet, in dem das gewünschte Gerät liegt. Dort kann ein intelligentes Preisschild dem Kunden weitere Informationen zum gewünschten Produkt anzeigen. Allerdings wird sich auch dieses elektronische Preisschild oder ESL schon sehr bald entscheidend weiterentwickeln. So könnte es dem Kunden zukünftig sehr viel personalisierter weiterhelfen und zum Beispiel einen Aktionspreis zeigen, den dieser durch seine Internetrecherche „freigeschaltet“ hat.
Ebenfalls denkbar wäre ja dann, dass der regionale Handel die Erfolgsrezepte aus dem Internethandel, beispielsweise Amazons „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch…“ übernimmt. Intelligente Schilder könnten den Kunden auf komplementäre Produkte hinweisen, wenn er etwas aus dem Regal nimmt – das könnten im Baumarkt die benötigten Batterien oder Leuchtmittel sein, aber auch andere Werkzeuge aus dem selben Bereich. Oder es wird auf Zubehör hingewiesen, beispielsweise beim Kauf von Müsli: „Haben Sie noch Milch für Ihr Müsli? Sie finden Milchprodukte in Gang 3, Regal 5.“ Oder „Den passenden Schraubenzieher zu diesem M5-Schrauben finden Sie gegenüber.“ Oder um diese Idee der „Augmented Shopping Experience“ in die Modewelt zu übertragen, kann ein anprobiertes Top im Spiegel des Ladengeschäfts seine Farbe wechseln und das passende Accessoire wie der Schal erscheint gleich dazu.
Sehr interessant ist auch der Abgleich des Warensortiments mit den Vorlieben oder Anforderungen des Kunden. So könnte ein intelligentes Preisschild den Allergiker warnen, dass das eben aus dem Regal genommene Produkt Gluten enthält, und gleichzeitig auf ein Gluten freies Produkt hinweisen, ebenso wie den Veganer auf tierische Gelatine in einem Lebensmittel.
Die Verbindung von realer und virtueller Welt wird in Zukunft wohl immer perfekter funktionieren, so gibt es den intelligenten Einkaufswagen, der die Tour durch den Supermarkt auf Basis des in unserem Smartphone gespeicherten Einkaufszettels plant bereits. Für den Handel wird es besonders dann interessant, wenn er über die neuen Technologien Kunden erreichen kann, die ihm sonst wohlmöglich entgehen würden. Dazu muss man beispielsweise nur in Richtung des Angebots von Amazon schauen, wo Kunden in entlegenen Regionen per Drohne beliefert werden können oder Konsumenten das Einkaufen von Produkten für die Vorratskammer, wie Waschmittel oder Toilettenpapier per Boxlieferung erspart bleibt. Händler, die diese Nischen nutzen werden in Zukunft die Nase klar vorne haben, denn wer trägt schon gerne sein Toilettenpapier durch die gesamte Innenstadt. Könnte man es aber beim Laden vor Ort ordern und trägt nur noch die angenehmeren Produkte, wäre das doch ein unschlagbarer Vorteil, oder?.
Schneller, effizienter einkaufen, auf Sonderangebote hingewiesen werden, das sind die Vorteile auf der Seite des Kunden. Der Handel dagegen kann Kunden an sich binden, das Einkaufserlebnis optimieren und intensivieren und das sinnliche Erleben des realen Einkaufens mit den Vorteilen des Onlinehandels über den Omnichannel-Ansatz in Einklang bringen. Die Zukunft der Branche bleibt spannend auf beiden Seiten und wird die Verbindung von realer und digitaler Welt für uns alle noch weiter verschmelzen lassen.
Mehr Informationen zu den Industry Solution Experiences Perfect Shelf und My Store finden Sie bei Interesse auf unserer Webseite.