Die Produktentwicklungsbranche traf sich vom 13.-17. April in Halle 7 des Messegeländes Hannover, die in diesem Jahr komplett von der Leitmesse Digital Factory eingenommen wurde. Von SAP am vorderen Ende bis Microsoft im hinteren Bereich der Halle reichte das Spektrum der Digital Factory. Der Messestand von Dassault Systèmes stand nicht nur geographisch im Zentrum der Halle 7, sondern entwickelte sich zum Magneten.
Dieses Mal stand beim Messeauftritt alles im Zeichen der Waschmaschine: Am Beispiel der neuesten Miele-Geräte demonstrierte Dassault Systèmes die Prozesskette von der Ideenfindung bis zur Produktion. In Form einer Spirale führten die Arbeitsstationen rund um die Präsentationsfläche herum, am Ende wartete mit einer Dreiseitencave ein echtes Highlight.
Am ersten Arbeitsplatz wurde gezeigt wie die Ideenfindung in Zeiten von Social Media abläuft. Mit SWYM, Netvibes und CATIA Composer werden Meinungen aus der Community – diese kann je nach Anlass ein Projektteam umfassen oder auch die Öffentlichkeit – gesammelt, daraus Spezifikationen entwickelt und diese schließlich in ENOVIA hinterlegt. Im Beispiel ging es um ein Dampfreinigungsprogramm für die nächste Waschmaschinengeneration.
Der zweite Halt in der Spirale präsentierte Ideenfindung und Konzeptdesign. Mit Hilfe von Industriedesignwerkzeugen wie CATIA Natural Sketch, Imagine & Shape sowie ICEM können Designer ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Gleichzeitig bewegen sie sich jederzeit innerhalb der Produktentwicklungsumgebung, so dass die in diesem Schritt entstehenden Daten in weiteren Schritten ohne Medienbruch zur Verfügung stehen.
Am Arbeitsplatz des Projektmanagers laufen die Requirements aus dem ersten Schritt zusammen und werden in ENOVIA in Entwicklungsaufträge umgesetzt. Der Manager hat jederzeit den Überblick über den Status jedes Auftrags und kann reagieren, wenn sich Engpässe ergeben. Das integrierte Varianten- und Konfigurationsmanagement stellt dabei sicher, dass beim Erstellen einer neuen Produktkonfiguration nur technisch mögliche und sinnvolle Kombinationen von Komponenten zum Einsatz kommen.
Arbeitsplatz 4 zeigte das Systems Engineering. Hier wurde mit Hilfe des RFLP-Framework (Requirements Management, Functional Analysis, Logical Analysis, Physical Design) und der am Fraunhofer IPT entwickelten Methodik CONSENS (Conceptual design Specification technique for the Engineering of complex Systems) gearbeitet. Sobald die Requirements definiert sind, lässt sich in einer Systemsimulation überprüfen, ob die Ziele wie geringerer Wasser- und Energieverbrauch erreicht werden – und das, ohne dass auch nur ansatzweise ein physikalischer Prototyp existiert.
Demo-Point 5 zeigte eine Hardware-in-the-loop-Simulation, in der das reale Bedienfeld und die Steuerung der Waschmaschine ein digitales Modell steuert. Auf den Ausgabebildschirmen sah man beispielsweise den Temperaturverlauf während des Ablaufs des Waschprogramms.
Im 3D-Konfigurator an Station 6 lässt sich am digitalen, dreidimensionalen Modell kontrollieren, ob die neuen Einbauten in das digitale Modell der Maschine hineinpassen. Der ENOVIA 3D-Konfigurator kann schon in der Projektphase Optionen und Konzepte abprüfen.
Am vorletzten Arbeitsplatz zeigte Dassault Systèmes, wie mit DELMIA die Fertigung – in diesem Fall die Schweißstraße mit ihren Robotern – geplant und simuliert werden kann.
Große Begeisterung weckte vor allem auch der letzte Punkt der Reise: Mit Hilfe einer 3D-Brille und eines Bediensticks konnte man durch die virtuelle Waschmaschinenfertigung gehen. Das in 3DEXCITE generierte Modell der Fertigungslinie lud regelrecht zum Herumspazieren ein, was in der Dreiseitencave – zwei Seiten und der Boden werden zur Projektionen genutzt – zumindest in Grenzen möglich war. Der Eindruck, den man hier weit vor dem Entstehen eines physikalischen Produkts oder einer Anlage gewinnen kann, ist auch für alte CAD-Profis geradezu verblüffend realistisch.