Herzlich Willkommen zum zweiten Tag des 3DEXPERIENCE Forum im Liveblog. Nach dem gestrigen Abend, der mit Fahrten im Renntaxi und einer schönen Abendverantstaltung endete, treffen sich die Teilnehmer wieder zu einem Vortrag von Landmaschinenhersteller Claas.
10:10: Mit kurzer Verzögerung startet der Vortrag von Thomas Böck, dem Group President und CTO bei der CLAAS KGaA mbH. Er sieht – trotz oft schwieriger Verbindungssituationen auf dem Acker – die intelligente Landmaschine als unumgehbare Zukunft. Die Vernetzung verbindet nicht nur die Landmaschine mit Ihrer Umgebung, sondern auch mit dem Hersteller, der mit dem Produkt verbunden bleibt und wertvolle Hilfestellung geben kann. Die Systemgrenzen zwischen Maschinen, Menschen und Umgebung verschwinden.Die gesamte Vertriebs- und Lieferkette verändert sich mit smarten Maschinen.
Auch heute wieder gibt es wieder einen Livestream. Schauen Sie rein!
10:40: Dirk Slama, Director of Business Development von der Bosch Software Innovations GmbH, beginnt seinen Vortrag mit der Feststellung, dass ein Internetzugang ein Device noch nicht smart macht. Bosch fährt eine doppelte Strategie und will gleichzeitig User vion Industrie 4.0 sein – in der eigenen Fertigung – und Anbieter mit seinen Produkten.
Phase 1 der Industrie 4.0-Transformation ist die Integration in bestehende Geräte, beispielsweise in industrielle Schrauber. Die zweite Stufe sind echte cyber-physikalische Systeme, bei denen die Grenze zwischen realem Produkt und Daten verschwimmt. Bosch arbeitet mit Dassault Systèmes gemeinsam am digitalen Modell von Singapur und liefert Sensoren, die unter anderem die Echtzeit-Wetterverhältnisse an vielen Stellen der Stadt messen und in die Datenbank einspeisen.
11:05: Blaise Metzker, Manager Product Data Management von der Schweizer V-Zug AG, präsentiert die Sicht eines kleineren Mittelständlers auf die Einführung der 3DEXPERIENCE. V-Zug baut hochwertige Haushaltgeräte; auch hier werden die Geräte immer komplexer und intelligenter. Die Einführung der 3DEXPERIENCE hatte viele positive Effekte, unter anderem auch 3D Live als Datenrecherchewerkzeug für Nicht-CAD-Anwender.
Der Combi-Steam MSLQ ist ein Beispiel für solch ein komplexes Produkt: Ein Gerät, das konventionallen Backofen, Mikrowelle und Dampfgarer kombiniert – wobei sämtliche Technologien parallel genutzt werden. Die Mikrowelle beschleunigt beispielsweise die Aufheizung, dann übernimmt die konventionelle Heizung. Solch komplexe Produkte – bei denen ein großer Teil der Innovation in den softwaregesteuerten Backprogrammen steckt – lassen sich laut Metzker nur in kollaborativen Entwicklungsumgebungen erstellen. Metzker träumt vom komplett virtualisierten Produkt, um beispielsweise den Spülvorgang in Spülmaschinen zu simulieren.
3DEXPERIENCE bietet eine solide Basis, auf der die Entwicklungsumgebung aufgebaut wird. Als kleineres Unternehmen brauche man einen starken Partner, der die notwendige Beratung leisten kann. Der Umstieg auf V6 dauerte zwei Jahre von der Idee bis zum Go-Live – “Ein Vorteil eines kleineren Unternehmens, vieles geht ruck-zuck” – sicher auch, weil V-Zug seit 25 Jahren CATIA nutzt. 100 CATIA-User und 400 PDM-User waren von der Umstellung betroffen.
11:35: Bei Dr. Dennis Arnhold, Strategy Digital Factory, Schaeffler Technologies AG & Co. KG, ist der Ton leider sehr leise. Er spricht über die Einführung der digitalen Fabrik mit DELMIA bei dem Komponentenhersteller.
Ist-Zustand: Dokumentenbasierte Planung – sehr komplex, viele Excel-Tabellen an vielen Stellen. Den erstrebten Sollzustand nennt Arnhold Modellbasierte Planung – alle arbeiten auf einem Modell, Änerungen werden sofort kommuniziert. Ein gemeinsames, aktuelles und redundanzfreies Planungsmodell.
Die Arbeitsplätze lassen sich in Delmia sehr gut an die unterschiedlichen Körpergrößen anpassen, so dass beispielsweise in einer US-Fabrik ergonomisch ebenso gut gearbeitet werden kann wie an einer Anlage in Fernost. Arbeitsplätze und Anlagen lassen sich am virtuellen Modell optimieren, ohne den realen Fertigungsprozess zu stören.
Inzwischen habe ich eine Besucherzahl: Über 400 Personen besuchten dieses Forum, das nach Angaben von Andreas Barth übrigens nicht als Anwenderforum entwickelt wurde, sondern das “C-Level”, also das obere Management, der Kunden- und Interessentenfirmen ansprechen soll. Deshalb sind die Vorträge auch nicht produkt- oder funktionszentriert, sondern eher auf dem strategischen Niveau – was die Veranstaltung sehr interessant macht, auch wenn man nicht so tief in den Produkten drinsteckt.
14:15: Nach der Mittagspause geht es weiter mit Willem Tibout, Manager CAD & PLM, Sauber Motorsport AG. Ein tolles Video als Einstimmung. Sauber macht Formel 1-Technologie anderen Firmen zugänglich, beispielswise Windkanaltests, aber auch Simulation.
Da Sauber in der Formel 1 mit Ferrari-Motoren fährt, stehen Setup und Balance des Wagens und die Aerodynamik im Mittelpunkt der Entwicklung.
“Business Challenges: Performance, Performance, Performance.”
Das Fahrzeug ist extrem vollgepackt, das bedeutet, dass die Komponenten sehr eng zusammengepackt werden müssen und am besten mehrere Funktionen übernehmen – Seit vielen Jahren ist beispielsweise die Hinterachse am Getriebegehäuse aufgehängt, so dass dieses tragende Funktionen übernimmt.
“Unsere CFD-Applikation ist unser virtueller Windkanal.” Der Windkanal ist rund um die Uhr belegt, pro Jahr werden 35.000 Teile dort getestet. CFD ist deshalbe eine große Entlastung. Fertigung und Produktionsplanung sind extrem wichtig, weil sehr wenig Zeit für den Bau des Wagens ist und konstant neue Teile gefertigt werden.
Wichtigste Gründe für die 3DEXPERIENCE: Eine einzige, effiziente Plattform, Ersatz des V5-Systems durch V6. Es sollen alle CATIA-Objekte darin verwaltet werden. Schließlich ist das PDM auch mit dem SAP ERP-System integriert. Im Einsatz sind CATIA und ENOVIA, SIMULIA Abaqus und Simpack sowie Delmia und NCSimul für die Fertigung. Es sind übrigens auch an der Rennstrecke CATIA-Arbeitsplätze vor Ort. Daten werden bei Statusänderungen über die Cideon-Schnittstelle automatisch an SAP übergeben.
Zeitersparnis beim Erzeugen einer neuen Variante mit V6: Von 3 Tagen auf 3 Stunden! 3DLive gibt Nicht-CAD-Anwendern einfachen Zugang zu den CAD-Modellen. Auf der Agenda stehen Composite Engineering und Manufacturing mit CATIA V6, Systems Engineering und der 3D-Master statt Zeichnungen. In ENOVIA sollen alle technischen Dokumente und Spezifikationen abgelegt werden, zudem soll eine Reihe selbst entwickelter Lösungen durch ENOVIA-Funktionen ersetzt werden.
14:42: “Engineering the Future of Digital Healthcare” mit Steven Levine, Senior Director, SIMULIA Strategic Initiatives, Virtual Human Modeling, Market Strategy bei Dassault Systèmes und Prof. Dr. Dr. h.c. Christian Schlensak, Medizinischer Direktor der Kinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie an der Universitätsklinik Tübingen.
“Was, wenn wir Ärzten die selben hochentwickelten Simulationstechnologien zur Verfügung stellen könnten, die wir Ingenieuren anbieten?” Das ist eine große Herausforderung, weil viele Dinge nicht bekannt sind, So ist das Materialmodell extrem komplex gegenüber einem Werkkstoff wie Stahl. Das Living Heart-Modell berücksichtigt die reale Lage der Muskelfasern, um die Wirklichkeit abzubilden.
Prof. Schlensak: “Das Living Heart hilft uns, virtuell ins Herz hineinzusehen und Operationen vorauszuplanen. Das Modell ist unglaublich realistisch.”
Levine fragt, wo wir in zehn Jahren stehen werden. Schlensak antwortet: “Bei Herzoperationen an Babies benötigen wir speziell geformte Instrumente. Ich hoffe, wir werden diese in der Zukunft – nach dem Planen der Operation und der Instrumente in sehr kurzer Zeit erhalten können.” Wow, das ist mal eine interesssante Anwendung für Metall-3D-Druck!
15:05: Andreas Barth beschließt das Event. “Die letzte Präsentation war ein toller Beleg für das Dassault Systèmes-Motto ‘harmonizing products, nature and life’.” Er hofft, alle Besucher im nächsten Jahr wiederzusehen. Gute Heimfahrt allen Besuchern und vielen Dank an die sehr gute Organisation.
Es war sehr interessant und für mich eine tolle Erfahrung, das erste Mal live von einer Veranstaltung zu bloggen. Ich hoffe, es hat Ihnen so viel Spaß beim Lesen gemacht wie mir beim Schreiben.