Das Zauberwort Industrie 4.0 wird allzu oft aus der technischen Perspektive betrachtet – man untersucht, welche Technologien notwendig sind, damit Produkte und Fertigungsanlagen smart werden, und versucht, diese Technologie zu integrieren. Doch Industrie 4.0 ist nicht vorrangig ein technisches Problem, denn die neuen Technologien wirken nur wie gewünscht, wenn die Prozesse und Strukturen ebenfalls angepasst werden.
Zwei Zahlen aus einer aktuellen IDC-Studie zeigen das Dilemma: Mehr als die Hälfte der Führungskräfte beschäftigt sich bereits mit Industrie 4.0, doch nur fünf Prozent der befragten Industrieunternehmen besitzen eine zentrale Datenplattform, die alle Abteilungen entlang der Wertschöpfungskette vernetzt.
Meiner Ansicht nach steckt genau dort der Knackpunkt: Industrie 4.0 und die Digitalisierung insgesamt werden nur Früchte tragen, wenn sich ein Unternehmen und seine Mitarbeiter ganzheitlich darauf einlassen. Ganzheitlich bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Prozesse, Strukturen, aber auch Denkweisen an die neue Zeit angepasst werden müssen.
Heute sprechen Engineering, Produktion, Wartung, Logistik und Vertrieb allzu oft immer noch zu wenig miteinander. Doch Industrie 4.0 bedeutet Transparenz – also das Öffnen von Datensilos und Etablierung der Zusammenarbeit in größeren Strukturen. Da haben Abteilungsdenken, Herrschaftswissen oder eine Unternehmenskultur, in der Fehler gesucht und Schuldfragen abgearbeitet werden, keinen Platz.
Industrie 4.0 ist damit kein Thema, das in die IT-Abteilung abgeschoben werden kann, sondern es benötigt einen Ansatz, der das gesamte Unternehmen erfasst und ganz oben beginnt – wir sprechen hier vom digitalen Leadership, lösbar zum Beispiel durch die Ernennung eines Chief Digital Officers. Die Transparenz, die die Digitalisierung unabwendbar bringt, muss also einerseits in der Unternehmenskultur, bei den Mitarbeitern verankert werden. Sie muss gelebt werden.
Auf der anderen Seite ist die Kernaufgabe des CDO eine entsprechende Plattform bereitzustellen, die diese Transparenz optimal unterstützt und die Daten an alle Punkte der Unternehmensstruktur fließen lässt.
Die 3DEXPERIENCE Plattform ist solch ein Werkzeug, in dem alle Fäden zusammenlaufen und das hilft, Industrie 4.0 für alle am Wertschöpfungsprozess Beteiligten greifbar zu machen. Die Plattform ermöglicht es, dass alle gemeinsam daran arbeiten – ob in der Rolle eines Konstrukteurs oder Montagearbeiters. Dabei kann die Visualisierung von Simulationen, beispielsweise als 3D-Darstellungen oder mit Hilfe von Augmented oder Virtual Reality, wie eine gemeinsame Sprache über Funktions- und Sprachbarrieren hinweg wirken. Das gesamte Unternehmen wird zu einem riesigen global operierenden Wertschöpfungsteam das ein gemeinsames Ziel verfolgt.
Wenn deutsche Unternehmen ihre Position auf dem Weltmarkt sichern wollen, müssen sie jetzt Bestehendes einreißen und Silos aufbrechen. Gefragt sind eine ganzheitliche Perspektive und die Fähigkeit, an jeder Stelle des Wertschöpfungsprozesses nahtlos zusammenzuarbeiten. Der deutsche Mittelstand hat gute Chancen, sich mit seinem Knowhow im Bereich Industrie 4.0 an die Spitze der Bewegung zu setzen. Möglicherweise muss er allerdings noch schneller und mehr in den Wandel investieren – vor allem in Menschen, die das digital Leadership übernehmen und die offenen, transparenten Prozesse verstehen, die für diesen Wandel die Voraussetzung sind.