Die Städte verändern sich, moderne Stadtplanung macht aus stark belasteten Innenstädten wieder lebenswerte Orte. Dazu gehört auch, dass aus den noch stark auf individuell genutzten PKWs ausgelegten Mobilitätskonzepten der Gegenwart immer stärker diversifizierte Konzepte werden. Neben das eigene Auto, Carsharingkonzepte, ÖPNV und Fahrrad treten teils sehr futuristisch aussehende Fahrzeuge: Einräder, Hoverboards, Skateboards und Roller mit Elektroantrieb, die Vertreter der sogenannten Mikromobilität.
Kleine, elektrobetriebene Fahrzeuge wie Scooter, Hoverboards oder Skateboards ermöglichen es, sich schneller als der Fußgänger fortzubewegen und kürzere Strecken ohne viel Anstrengung zu bewältigen. Mikromobile fügen sich damit hervorragend in ÖPNV-Konzepte ein, weil sie den großen Nachteil – die Haltestelle ist selten da, wo man hinmöchte – ausgleichen. Der moderne Stadtbewohner nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel und steigt für die sogenannte Last Mile auf ein Mikromobil um. Zumindest schwappt dieser Trend aus den USA nun auch mehr und mehr zu uns nach Europa über.
Dabei spielt es bald kaum eine Rolle, ob man ein solches Gefährt besitzt – Vertreter von Sharingkonzepten wie Lime, Spin oder Bird, aber auch Uber und Lyft bestücken in den USA die Innenstädte heute schon mit Mietrollern, die man einfach durch Scannen eines QR-Codes mit der entsprechenden App leihen kann.
Andere Startups halten mit immer edleren und schöneren Mikromobilen dagegen, beispielsweise BrakeForceOne mit dem Flynn. Und so wird das Thema auch zunehmend Gegenstand politischer Überlegungen: Die Bundesregierung hat das Potential dieser Fahrzeuge erkannt und plant Gesetzesänderungen, um Mikromobile zulassungsfähig zu machen. Der BrakeForceOne Flynn wurde übrigens mit der Anwendung SOLIDWORKS entwickelt, ebenso wie das Faltrad Kwiggle, das Hoverboard UrmO und viele andere dieser interessanten Fahrzeuge.
Dabei geht es nicht um einen kompletten Wechsel des Verkehrsmittels, sondern um eine Verzahnung der unterschiedlichen Angebote. Genauso wenig wie es Sinn macht, weite Strecken mit dem Elektroroller zurückzulegen, wird man seine Getränkekisten mit einem Mikromobil transportieren. Der Schlüssel ist, zu jeder Zeit und in jeder Anwendung das optimale Fahrzeug nutzen zu können und vor allem die Fahrzeugarten vernetzen zu können.
Das heißt auch, dass wir in der Stadtplanung immer vernetzter und vorausschauender denken müssen. Intelligente Konzepte verbinden dabei alle vorhandenen Verkehrsangebote. Sie erlauben es dem Pendler, in einer App jeden Tag den optimalen Weg zu ermitteln – der am einen Tag so aussieht, dass er mit dem Auto zum Bahnhof fährt und vom Zielbahnhof zur Arbeitsstelle einen Elektroscooter nutzt. An einem anderen Tag lohnt es sich eventuell eher, mit dem Auto bis an den Rand der Stadt zu fahren. Von dort geht es weiter per U-Bahn und Mietroller. Und an einem weiteren Tag bleibt man zu Hause und arbeitet im Home-Office.
Nachhaltig im Grünen zu wohnen und das Arbeiten in der Stadt – das ist kein Auslaufkonzept, sondern die Zukunft. Je verdichteter und größer unsere Städte werden, desto weiter werden für viele die Wege, die man täglich zurücklegt. Dies nachhaltig zu gestalten ist eines der wichtigsten Ziele der Stadtplanung, wie wir auch schon in diesem Artikel gezeigt haben.
Und natürlich sind solche Konzepte auf Echtzeitdaten der Verkehrsströme angewiesen – nicht nur aus dem Straßenverkehrs, sondern auch die Pünktlichkeit und Auslastung der Züge sowie die Verfügbarkeit von Sharing-Mikromobilen. Wenn der Pendler auf einen Blick sieht, dass es sich lohnt, statt der überfüllten S-Bahn den späteren Zug zu nehmen und dann auch noch ein Roller für ihn bereitsteht, könnten nervige Staus und Verkehrsspitzen der Vergangenheit angehören und das ganz ohne für den Familienausflug oder den Großeinkauf auf des Deutschen liebstes Kind das Auto zu verzichten. Denn die Automobilindustrie steht vor einem großen Wandel, keine Frage. Aber wenn man auf die Konzepte hiesiger Autobauer schaut, sieht man durchaus den Trend zu nachhaltigen Konzepten, vernetzt, elektrisch, sicher und komfortabel. Neben den großen OEM entstehen innovative Konzepte natürlich auch in der Startup-Szene, ein tolles Beispiel hier ist der Elektromobilitätshersteller Kreisel Electric.
Natürlich erhöht das die Komplexität in der Entwicklung und in der Fertigung von Fahrzeuge, aber auch hier zeigt sich ein Trend. Simulation und der Ansatz des Systems Engineering helfen dabei vorausschauend zu entwickeln und Komplexität zu beherrschen. Auch der Maschinenbau, die Luftfahrtbranche, Konsumgüterhersteller und High Tech Hersteller folgen diesem Ansatz.
Eine eSeminar-Reihe aus dem automobilen Umfeld greift die Thematik auf. Mehr dazu erfahren Sie bei Interesse hier.