Mobile Zukunft des Gesundheitswesens

LS_Compass_TitelMobile Gesundheit (mHealth) – das heißt medizinische Praxis und Gesundheitswesen mit der Unterstützung von mobilen Geräten – ist ein wachsendes Segment des Gesundheitssektors, das laut Weltgesundheitsorganisation bereits bis zu 10% der globalen Wirtschaft ausmacht. mHealth-Anwendungen reichen von Datensammlung und der Weiterbildung von Ärzten bis hin zur Überwachung der Vitalzeichen von Patienten in Echtzeit und haben Potenzial: Sie können beeinflussen, wie Mediziner Leistungen erbringen und Ergebnisse messen, wie Ärzte Erkrankungen diagnostizieren und wie Patienten selbst Verantwortung für ihr Wohlergehen übernehmen.

(Bild © David Becker/Getty Images)

Rund 2,8 Millionen Menschen weltweit nutzten gemäß Berg Insight, einem schwedischen Analyseunternehmen, bis Ende 2012 zu Hause Monitoringsysteme mit integrierter Konnektivität. Das Unternehmen geht davon aus, dass es bis zum Jahr 2017 sogar 9,4 Millionen Verbindungen über derartige Geräte geben wird. Laut einer Schätzung der medizinischen Zeitschrift Journal of AHIMA, veröffentlicht 2013, werden Gesundheits-Apps für Smartphones im Jahr 2015 zudem 500 Millionen Patienten erreichen.

Zu den beobachteten Trends zählen der wachsende Einfluss von Verbraucherelektronik-Unternehmen, die für tragbare Fitnessgeräte werben, Ärzte, die Smartphone- Apps verwenden, und Forschungsprogramme, die Daten aus verschiedenen Quellen analysieren. „Wir können die Sicherheit der Patienten und die Qualität der Versorgung nicht verbessern, wenn wir nicht verstehen, was bei den Patienten vor sich geht“, schrieb Tim Kelsey, Direktor für den Bereich Patienten und Informationen des britischen Gesundheitsdienstes NHS (National Health Service), in seinem Blog. „Die gemeinsame Nutzung von Daten hat die Macht, das Gesundheitswesen zu verwandeln.“

Die Frage des Datenschutzes

Trotz vieler potenzieller Vorteile weckt der elektronische Austausch von Patientendaten auch Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Das Gesetz Care Act des britischen Parlaments versucht beispielsweise, die Patientendaten zu schützen, indem die Daten einer Person nur dann ausgetauscht und analysiert werden, wenn damit die gesundheitliche Versorgung verbessert werden kann, und dass sämtliche Anfragen der Aufsicht einer unabhängigen Körperschaft des öffentlichen Rechts unterliegen. Ähnliche Gesetze werden in fast jedem Industrieland entwickelt oder befinden sich bereits in Kraft.

Während Ängste über den Missbrauch von privaten Patientendaten in der Bevölkerung weit verbreitet sind, ändert sich die Einstellung dazu. In einer US-amerikanischen Umfrage der öffentlich-rechtlichen Radiostation National Public Radio gaben 53% der Befragten an, dass sie zum Austausch anonymer Daten mit medizinischen Forschern bereit sind. Die Umfrageteilnehmer unter 35 Jahren machten sich noch weniger Sorgen um den Datenschutz; hier waren 61% zum Datenaustausch bereit.

„Es gibt zwar Bedenken zum Datenschutz, aber auch eine große Begeisterung darüber, wie mit Daten aus der realen Welt statt Daten aus klinischen Studien die globale Gesundheit besser werden kann“, bemerkt Kathy Hughes, Vizepräsidentin der Beratungsfirma Avalere Health mit Sitz in Washington, D.C. Hier arbeiten Business- und Strategieanalysten unmittelbar mit Gesundheitsorganisationen zusammen.

Erkenntnisse aus gemeinsamen Daten

Nach Einschätzung der National Institutes of Health, die zum US-amerikanischen Gesundheitsministerium gehören, sind Gesundheitsdienste auf dem Weg, ihre Kunden von der Idee einer anonymen Datensammlung zu überzeugen, was das Verständnis der öffentlichen Gesundheit auf sehr wertvolle Weise ergänzen wird. Leistungserbringer im Gesundheitsdienst können so die Ressourcen stärker zielgerichtet einsetzen – wenn sie ein System entwickeln können, das Interoperabilität ermöglicht.

„Es gibt keine technischen oder rechtlichen Gründe gegen offene IT im Gesundheitsbereich“, sagt Robert Havasy, Vizepräsident von Personal Connected Health Alliance (PCHA) und Geschäftsführer von Continua, einer US-amerikanischen Mitgliedsorganisation mit Schwerpunkt mHealth, „allerdings ist die medizinische Versorgung in der ganzen Welt eine Mischform von Hightech und persönlichen Diensten von Angesicht zu Angesicht.“ Um diese technologische Kluft zu schließen, konzentriert sich Continua darauf, Regierungen und Unternehmen bei der Implementierung von mHealth gemäß offenen Standards wie IEEE und ISO zu unterstützen und damit Interoperabilität zu gewährleisten.

Die persönliche Verantwortung

In „FutureScape: Worldwide Healthcare 2015 Predictions” berichtet IDC Health Insights, dass „70% aller Gesundheitsorganisationen bis 2018 in patientenseitige Mobilanwendungen, tragbare Geräte, Telemetrie und virtuelle Versorgung investieren werden, um die Kostenspirale zu stoppen.” Regierungen hoffen, durch die Förderung einer gesünderen Lebensweise mit mHealth die Kosten zu senken. Der NHS in Großbritannien arbeitet beispielsweise an drei digitalen Tools: GP Choice (Suche nach Allgemeinärzten) und Urgent Care Finder (Suche nach Notfallversorgung) sind Suchmaschinen, während Patienten mit Symptom Checker Krankheitszeichen prüfen und über einen Web-Chat Fragen stellen können.

Genauso wertvoll wie die Sammlung von Daten ist auch die Verbreitung von Informationen, meint Hughes von Avalare Health. „In einer bei schwangeren Frauen sehr beliebten App wird erklärt, was in den verschiedenen Schwangerschaftsphasen passiert. Die Frauen machen natürliche, aber neue Erfahrungen, und die App hilft, diese besser zu verstehen.“

Mehr Patientenmacht

mHealth hat das Potenzial, den gesundheitsbewussten Verbraucher zu stärken. „Verbesserte Einkaufsinstrumente sind wichtig, da sie den Verbrauchern helfen, informierte Entscheidungen zu treffen, die nicht nur auf Prämien basieren“, erklärt Kelly Brantley, leitende Managerin bei Avalere Health. „Chronisch erkrankte Patienten müssen in der Lage sein, die mit den verschiedenen Versicherungsplänen verbundenen Kosten einzuschätzen, damit sie einen für ihre Situation passenden Versicherungsschutz wählen können.“

Herausforderungen meistern

Havasy weist darauf hin, dass es sehr schwierig sei, Geräte zu entwickeln, die sich in puncto Kosten, Infektionskontrolle und Interoperabilität für den Einsatz in einer klinischen Umgebung eignen. „Der Hersteller stellt so eine Art Schweizer Messer her, das für viele verschiedene Zwecke verwendet werden kann“, ergänzt er. „In medizinischen Einrichtungen gibt es bereits viele Auflagen und Sicherungssysteme, sodass die Anwendung dieser Geräte immer bei angemessener ärztlicher Überwachung erfolgt.“

Dassault Systèmes hat mit der Industry Solution Experience für den Life Sciences Bereich“License to Cure for Medical Device“ eine Sammlung von Werkzeugen geschaffen, mit der sich mHealth-Devices und –Anwendungen entwickeln lassen. Die 3DEXPERIENCE Plattform bildet dabei den Backbone, auf dem alle für eine solche Lösung benötigten Funktionen und Datenströme verwaltet werden können. Den gesamten Artikel zur mobilen Zukunft des Gesundheitswesens finden Sie in unserem aktuellen Compass Magazin.

Narayan is Chief Operations Officer at satsearch, chiefly responsible for helping buyers find the right products and services for their mission or service through the global marketplace. Narayan holds a PhD in Supply Chain Management from the University of Erlangen-Nuremberg and previously served as an Associate Research Fellow at the European Space Policy Institute where he contributed to enhancing cooperation between Europe and India in space.