Die ‘smarte’ Produktion gelingt nur per durchgängigem Datenfluss

Bild: smarte Produktion dank durchgänginger DatenDas Unternehmen der Zukunft lebt von der Durchgängigkeit der Daten. Aber wie weit sind produzierende Unternehmen auf dem Weg der digitalen Kontinuität bereits gekommen? Wie gelangt man aus einer Welt der heterogenen Systemlandschaften in die neue Plattformwelt? Und wo setzt man idealerweise an?

Wir sprachen mit Björn Manderbach, DELMIA Senior Manager Technical Sales bei Dassault Systèmes, um diese Fragen zu klären.

Herr Manderbach, Sie haben auf der Hannover Messe viele Gespräche zur digitalen Kontinuität und zur 3DEXPERIENCE Plattform geführt. Gewähren Sie uns einen Blick durchs Schlüsselloch? Wo steht die hiesige Industrie Ihrer Erfahrung nach gerade?

Zunächst muss man sagen, dass wir hier eine sehr aufgeschlossene Industrie haben. Die Unternehmen wissen, welche Herausforderungen auf sie zukommen und welchen Mehrwert die digitale Durchgängigkeit ihrer Daten bringen kann. Allerdings fällt es nicht allen produzierenden Betrieben leicht, den Weg dahin zu realisieren. Die Prozesse sind heute bereits fast überall digitalisiert, allerdings häufig noch in voneinander abgetrennten Expertensystemen, die den Austausch von Daten schwer oder unmöglich machen.

Und wenn die Unternehmen sich aufmachen das zu verbessern, wie könnte der Weg zur Verbindung der Systeme dann aussehen? Gibt es überhaupt einen „Königsweg“?

Das ist sehr individuell. Jedes Unternehmen blickt aus einer anderen Richtung auf den Prozess. Das bedeutet, dass man an den Stellen mit der Einführung beginnen sollte, wo es für das eigene Vorankommen am wichtigsten ist, und dann schrittweise weitere Bereiche hinzufügt. Bis dahin kann es sinnvoll sein, die vorhandenen Datensilos anzubinden.

Mit der 3DEXPERIENCE Plattform verbinden wir die reale und die virtuelle Welt. Das bedeutet auch, dass man die virtuelle Welt nutzen kann, um die Richtung zu bestimmen in der man in der realen Welt die Veränderung anstoßen möchte. Beispielsweise kann man in der Fertigung starten und die Daten in die Konstruktion zurückspielen, um Informationen aus nachgelagerten Schritten bereits am Anfang der Produktentwicklung zu nutzen und Fehler früh zu vermeiden. Oder eben andersherum – bei der Konstruktion beginnen und die Daten für die Optimierung von Prozessen in der Fertigungsvorbereitung und Fabrikplanung bereitzustellen.

Wichtig ist aus unserer Sicht der Ansatz des Value Engagement – d.h. wir identifizieren mit dem Kunden die Bereiche, wo der Umstieg auf die 3DEXPERIENCE Plattform die schnellsten und größten Erfolge zeigen kann. Dabei ist es wichtig die Mitarbeiter einzubinden, die müssen etwas vom neuen System haben, eine spürbare Erleichterung ihrer Arbeitsabläufe erfahren. Nur dann ist die Akzeptanz da. Und erst dann kann man weitere Schritte gehen. Skalieren.

Es gibt also nicht den einen richtigen Weg. Wichtig ist, den idealen Weg für das eigene Unternehmen zu finden. Und hier ist die 3DEXPERIENCE Plattform aufgrund der Verbindung von Ende zu Ende der ideale Backbone.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Wo glauben Sie stehen die Unternehmen in Bezug auf die Datendurchgängigkeit im Jahre 2030?

Wir werden verbesserte Prozesse sehen, die die Daten intelligent nutzen. Maschinen liefern schon heute immer mehr Daten, weil sie mit immer mehr Sensoren ausgestattet sind, das Datenvolumen steigt. Was wir also brauchen sind immer intelligentere Systeme, um aus diesen Mengen an Rohdaten sinnvolle Informationen zu ziehen und Handlungsanweisungen abzuleiten.

Gleichzeitig werden wir die Mitarbeiter mitnehmen müssen, die Automatisierung richtet sich nicht gegen den Menschen und soll ihn nicht ersetzen, sondern unterstützen. Ein Beispiel sind große Touch-Bildschirme, auf denen man mit den Daten arbeiten kann – das ist besser als Besprechungen an einer papierbasierten Plantafel. Die 3DEXPERIENCE Plattform ist die Voraussetzung dafür, dass alle Daten zur Verfügung stehen und man gleichzeitig auf ‚das Gleiche‘ schauen kann. Hat man einmal mit solchen durchgängigen Systemen gearbeitet, kann man sich gar nicht mehr vorstellen, anders zu arbeiten. Es ergeben sich ständig neue Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise in der intelligenten Qualitätssicherung, wo auf Basis der Daten aus der Produktion Analysen gefahren werden können, die die Produktqualität mit dem Zustand der Maschinen verknüpft.

Eingangs hatten die Hannover Messe erwähnt, die die Möglichkeit bot den Gesamtprozess und das durchgängige System zu erleben. Wann ergibt sich dazu die nächste Gelegenheit?

Am 4. November findet beispielsweise das 3DEXPERIENCE Connect statt, eine Abendveranstaltung für geladene Gäste, die sich in dieser Ausgabe mit dem Innovationsdialog verbindet. Die Teilnehmer können dabei in sehr exklusivem kleinen Rahmen erleben, welche Möglichkeiten es heute bereits gibt. Zudem werden mit den Programmpunkten der Veranstaltung noch der Blick auf Themen wie Künstliche Intelligenz und die Herausforderungen in unserem Nachbarland Frankreich betrachtet. Die Abendveranstaltung findet in der französischen Botschaft in Berlin statt und ich bin gespannt was aus den Impulsvorträgen von acatech oder aus dem BMWi oder auch von Frau Anne-Marie Descôtes, Botschafterin der Republik Frankreich zu hören sein wird. Eine tolle Gelegenheit also die heute existierenden Möglichkeiten besser kennen zu lernen und die Zukunft fest im Blick zu haben.

Das verspricht interessant zu werden. Herr Manderbach vielen Dank für das Gespräch.

Petra Kraemer

Petra Kraemer ist Senior Manager für die Onlinekommunikation bei Dassault Systèmes in Zentraleuropa, sie bloggt zu Themen wie digitaler Transformation, Innovation & Technologie und new Work.