Eine neue Benutzeroberfläche, neue Flächenfunktionen, Erweiterungen in der Simulation sowie Zeichnungsableitung, Costing oder Photoview sowie ein völlig neues Rendermodul sind einige der Highlights der neuen SOLIDWORKS Version 2016, die vor kurzem offiziell vorgestellt wurde.
Die Pressekonferenz fand beim Fahrradspezialisten Bionicon statt. Das Unternehmen entwickelte – natürlich mit SOLIDWORKS eine Technologie, durch die sich die Mountainbikes der Marke für Bergauf- und -abfahrten in ihrer Geometrie anpassen lassen. Drückt der Fahrer einen Lenkradtaster, lässt sich die Gabel – die ausgefahren bis zu 180 Millimeter Federweg hat – um bis zu 80 Millimeter einfahren. Die Luft, die aus der Gabel entweicht, füllt einen Zylinder an der Hinterradfederung, der das hintere Federbein erhöht und deren Geometrie komplett verändert. Dadurch wandert der Schwerpunkt des Fahrrads nach vorn, was uphill das Fahren erleichtert. Downhill wandert der Schwerpunkt nach hinten und der volle Federweg der Gabel steht zur Verfügung.
Bionicon entwickelt seine Feder- und Dämpferelemente selbst. Die Entwickler erläuterten, dass dies wesentlich schwieriger sei als bei Autos oder Motorrädern, da das Fahrergewicht im Verhältnis zum Gewicht des Fahrzeugs bei letzteren nahezu vernachlässigbar sei. Beim Fahrrad dagegen sei das Fahrrad selbst vernachlässigbar, der Fahrer dagegen entscheidend. So müssen Fahrradfederungen leichte Frauen ebenso zuverlässig vor Unebenheiten schützen wie kräftige und weit schwerere Männer, Hobbyfahrer ebenso wie Stuntpiloten. SOLIDWORKS und vor allem dessen Simulationsfunktionen werden in der Entwicklung der Bionicon-Bikes ausgiebig genutzt.
Für die augenfälligste Neuerung der neuen Benutzeroberfläche – die gar nicht so anders ist als die von SOLIDWORKS 2015 – gab es einen handfesten Grund: Das Aufkommen von 4k-Monitoren. Auf diesen Geräten mit ihren großen Pixeldichten schrumpften die bisher genutzten Icons bis zur Unkenntlichkeit, nun sind alle Icons vektorbasiert und skalieren unabhängig von der Auflösung. Das gilt auch für alle anderen Oberflächenelemente. Zudem lassen sich die Schaltflächen zwischen klein, mittel und groß umschalten; klein entspricht dabei der Größe der Symbole in SOLIDWORKS 2015.
Zudem ist das ganze Interface an das aktuell gerne genutzte, minimalistische Flat Design – und an das allgemeine Design der Dassault Systèmes 3DEXPERIENCE Plattform – angenähert.
Die ebenfalls neuen Breadcrumbs zeigen – wie die Brotkrümel, die Hänsel und Gretel im Märchen auslegten – den Weg an, über den man in einer Hierarchie zur aktuellen Position gelangt ist; auf Webseiten werden sie inzwischen vielfach eingesetzt, um dem Besucher Orientierung zu geben. In SOLIDWORKS ist die Aufgabe dieselbe, die Breadcrumbs zeigen die Entstehungsgeschichte eines angeklickten Features beziehungsweise dessen Hierarchie im Feature Manager-Baum, man kann also den Feature Manager ausblenden und die Bildschirmfläche weiter ausnutzen. Klickt man auf ein Element der Breadcrumbs, werden dieselben Menüs angezeigt, die im Feature Manager beim Klick auf ein Element erscheinen.
SOLIDWORKS kann nun krümmungsstetige (C2-)Kurven. Diese sind im Design sehr wichtig, da sie keinen Sprung zeigen, wenn man eine Spiegelung über das Produkt wandern lässt. C2-Kurven zwischen Flächen lassen diese Flächen direkt ineinander übergehen. SOLIDWORKS 2016 kann mit dem Zusatztool Industrial Designer direkt und ohne Konvertierung Daten austauschen.
Der Mate Controller ermöglicht es, die Bewegung komplexer Baugruppen besser zu steuern, indem Freiheitsgrade gezielt gesperrt werden. Baugruppen lassen sich mit Unterbaugruppen und allen Parametern kopieren, Teile werden beim Definieren von Verknüpfungen transparent – so lassen sich Verknüpfungen beispielsweise auf die Innenfläche einer Bohrung gezielter anbringen.
Im Simulationsbereich ist besonders bemerkenswert, dass SOLIDWORKS Schweißabstände automatisch schließt. Schweißteile sind ja mit einem geringen Abstand zusammengesetzt, der in der Fertigung durch die Schweißraupe geschlossen wird. Für die Simulation war dies bisher problematisch, da die Schweißkonstruktion nicht als ein Teil erkannt wurde. Das lässt sich jetzt auf Knopfdruck ändern. Das Berechnungsnetz wird nun auch im Inneren sichtbar angezeigt und lässt sich gezielt verfeinern.
SOLIDWORKS Plastics hat einen neuen Solver erhalten, Flow Simulation hat neue Vernetzungsoptionen erhalten. Wird – wie üblich – nur eine Hälfte eines symmetrischen Bauteils berechnet, kann in der Darstellung des Ergebnisses die andere Hälfte eingeblendet werden. Im Costing-Modul lassen sich Regeln erstellen nach dem Motto: „Wenn ein Teil aus Stahl ist, muss es verzinkt werden“. Routing unterstützt das Verlegen von Kabeln in Kabelschächten, zudem lassen sich Flachbandkabel nun realistisch routen.
SOLIDWORKS unterstützt in Windows 8.1 3D-Drucker direkt, nun lassen sich Flächen, die Supportstrukturen erfordern, visualisieren, ebenso die Layerstruktur. Mit SOLIDWORKS Visualize findet Bunkspeed seinen Weg ins SOLIDWORKS -Portfolio. Bunkspeed war von RTT, was jetzt unter dem Namen 3DEXCITE zu Dassault Systèmes gehört.
SOLIDWORKS Visualize ist in den Professional und Premium Lizenzen des CAD-Systems enthalten, lässt sich aber auch standalone auf einem anderen Rechner installieren.