Die Supply Chain oder Lieferkette war für viele Jahre ein Thema, um das man sich hauptsächlich aus dem Blickwinkel der Kostenersparnis kümmerte. Prozessoptimierung und Produktivitätssteigerungen waren weitere typische Schlagworte aus diesem Bereich. Mit der digitalen Transformation wird die Supply Chain heute jedoch vom reinen Kostenfaktor zu einem strategischen Werkzeug für den Geschäftserfolg und die Leistungsfähigkeit von Unternehmen. Firmen müssen verstehen – und viele Betriebe tun das auch bereits – dass ihnen die intelligente Vernetzung der Supply Chain einen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb gibt.
IDC Manufacturing Insights führt alle zwei Jahre eine Untersuchung zum Status und der Zukunft der Supply Chain durch und kommt in der aktuellen Ausgabe zu spannenden Erkenntnissen. Die Studie beschreibt die genannte Veränderung der Supply Chain vom Kostenfaktor zu einem Bereich voller Chancen. Digitale Technologien sind der wichtigste Treiber für diesen Wandel, wobei an vielen Stellen noch gar nicht klar ist, welches Potential die Veränderungen tatsächlich haben.
So ist es eine wichtige Aufgabe für das Management, die Supply Chain für kommende Disruptionen vorzubereiten, ohne an Effizienz und Effektivität in laufenden Prozessen zu verlieren. Die Supply Chain muss auf der einen Seite neue Geschäftsmodelle unterstützen können und auf der anderen Seite die Transformation und Adaption bestehender Geschäftsmodelle ermöglichen. Dazu muss sie sich flexibel an neue Herausforderungen anpassen lassen. Neue, digitale Technologien müssen nahtlos und ohne komplette Neustrukturierung in bestehende Prozesse integrierbar sein.
Zu den neuen Technologien, die schon in naher Zukunft die Lieferkette verändern, zählen künstliche Intelligenz, fahrerlose Transportsysteme und Datenintegration. Vor allem Letzteres hat große Potentiale: IDC erwartet, dass 2021 50 Prozent der Zulieferprozesse durch smarte Supply-Chain-Lebenszykluslösungen automatisiert sind, 2024 wird ein Drittel der Fertigungsunternehmen ihre Planung nicht mehr auf kurzfristige Prognosen basieren, sondern anhand topaktueller Nachfragedaten planen.
Digitale Assistenten werden Routineabläufe automatisieren, um Vertriebs- und Ablaufplanung ohne Bedienereingaben ablaufen zu lassen. Dies wird auch vor dem Hintergrund der sinkenden Personalressourcen in der Zukunft immer wichtiger. Ein weiterer Treiber sind die sinkenden Stückzahlen bei Bestellungen, wenn die Produkte nicht über Groß- und Außenhandel geliefert werden, sondern im Onlineversand direkt an einzelne Kunden. Aus diesem Grund erwartet IDC schon im aktuellen Jahr eine Verdopplung der Investitionen in der Automatisierung der Distribution bei 25 Prozent der Hersteller. Im Windschatten dieser Entwicklung werden große Investitionen in Track-and-Trace-Systeme erwartet, die eine Echtzeitverfolgung der Lieferungen, eine Vorhersage der Auftragslage sowie eine Abfrage der Kundenzufriedenheit erlauben.
Diese Entwicklungen erfordern alle eine Vielzahl von jederzeit aktuellen Daten – von Bedarfszahlen bis zu Hallenplänen für die autonomen Transportsysteme. Zudem werden sich Lieferketten zu Liefernetzwerken weiterentwickeln, die die Teilnehmer in diesen Prozessen immer enger aneinanderbinden und Daten nahtlos fließen lassen.
All diese Erwartungen und Entwicklungen sind ohne eine übergreifende, digitale Plattform nicht denkbar, darüber sprach auch Klaus Löckel in seinem kürzlich veröffentlichten Artikel auf diesem Blog. Sicher wird der Wandel von der reinen Lieferkette zum Wertschöpfungsnetzwerk auch eines der treibenden Themen auf der Hannover Messe 2019 sein. Am Stand K30 von Dassault Systèmes in Halle 6 geht es beispielsweise um die Modellierung und Simulation des Logistiknetzwerks und die Lieferantenintegration. Freitickets für den Besuch finden Interessenten auf der Webseite zur Veranstaltungsteilnahme.