Über das IoT hinaus mit dem Internet of Experiences!

Internet of Experiences

Ein lesenswerter Artikel im aktuellen Compass Magazine beginnt mit einem guten Beispiel, was passiert, wenn Dinge lernen, zu kommunizieren: Die Stadtverwaltung von Melbourne in Australien begann im Jahr 2013, jedem der 70.000 Bäume im Stadtgebiet eine Identifikationsnummer und eine E-Mailadresse zu geben. Diese sollte einen einfachen Weg bieten, auf dem die Einwohner der Stadtverwaltung mitteilen konnten, wenn beispielsweise ein Baum von einer Krankheit befallen ist oder ein Ast droht, abzubrechen.

Stattdessen begannen die Menschen, den Bäumen Nachrichten zu schicken – sich zu bedanken für Schatten und Kohlendioxydbindung, um einfach mal mit dem Baum zu plaudern oder aus anderen Gründen. Dies mag zunächst seltsam klingen, aber es zeigt zum einen, dass die Fähigkeit zur Kommunikation Kommunikation hervorruft. Zum anderen kann man das Experiment weiterdenken – was wäre, wenn der Baum anhand von Sensoren seine Umgebungsparameter zurücksenden könnte? Oder gar einen Baumstatus, der auf Basis der gemessenen Parameter die Gesundheit und die „Stimmung“ des Baums berechnet?

Damit sind die Bäume von Melbourne von Dingen in einem Internet der Dinge zu Teilen eines Internet of Experiences geworden. Dieses Internet of Experiences entsteht, wenn aus der Verknüpfung intelligenter Dinge neue Dienste, Erfahrungen oder Informationen entstehen, die die Dinge alleine nicht leisten hätten können. Ein Baum kann dann selbst einen Parasitenbefall melden und eine Drohne anfordern, die ihn mit Insektiziden behandelt. Dies könnte die übliche Methode, „auf Verdacht“ alle Bäume mit Insektiziden zu behandeln, ablösen und nicht nur große finanzielle Einsparungen, sondern auch positive Einflüsse auf die Umwelt ermöglichen.

In diesem Beispiel ist auch ein anderes Merkmal des Internet of Experiences angelegt: Der „Market of One“. Dieser Ausdruck meint, dass ein Produkt nicht mehr auf einen „Markt“, ein „Marktsegment“ oder eine „Marktnische“ zugeschnitten wird, sondern auf einen bestimmten Menschen. Das beste Beispiel für völlig individualisierte Produkte sind Smartphones. Die Besitzer individualisieren diese nicht nur mit Hüllen oder bunten Covern – hier sind wir immer noch im Bereich von zehn- oder hunderttausenden gleichen Geräten. Die Auswahl der Apps aber, die jeder Nutzer installiert hat, beeinflusst die Funktionalität des Smartphones stark und sie ist gleichzeitig extrem individuell – wohl kaum zwei Smartphones eines Typs werden ein komplett identisches Funktionsset haben.

Diese Individualisierung kommt demnach nicht aus der Mechanik oder Elektronik, sondern aus der Software – anders wäre der seltsame Spagat von Massenprodukt Smartphone und Individualprodukt „Mein Smartphone“, der die Geräte gleichzeitig preiswert und individualisierbar macht – nicht zu schaffen. Die Software gewinnt also immer mehr an Bedeutung – sie ist nicht länger ein Werkzeug, um die Mechanik und Elektronik zu steuern, sondern sie bestimmt Features und das Nutzererlebnis maßgeblich mit.

Und sie ermöglicht ein weiteres wichtiges Merkmal des Internet of Experiences: Die Weiterentwicklung. Produkte sind nicht für immer so, wie sie waren, als man sie gekauft hat. Ein simples Softwareupdate beseitigt Fehler und rüstet neue Funktionen nach. Tesla ist da ein echter „Gamechanger“ – waren Autos früher bei der Markteinführung fertig, erhalten Tesla-Autos ständig neue Funktionen, vom „Crawl“-Feature zum automatisierten Mitrollen im Stau über automatische Notbremsung bis hin zu „Autosteer“ – dem demnächst erwarteten Update, das jeden Tesla zu einem autonomen, selbstfahrenden Auto macht. Wohlgemerkt einfach über ein Softwareupdate.

Das Internet of Experiences ist das, was hinter dem Internet of Things kommt – eine vernetzte Welt, in der unerwartete Erfahrungen warten, die sich einfach durch das Zusammenführen von Daten und Funktionen entwickeln. Diese Entwicklung muss nicht unbedingt vom Hersteller vorhergesehen sein, sondern kann sich auch im Lauf der Zeit ergeben, siehe Melbournes Bäume. Das ist das Schöne am Internet of Experiences – Dinge veralten viel langsamer, sie entwickeln sich ständig weiter und bieten dem Benutzer neue Erfahrungen und Erlebnisse.

Einige interessante Daten und Fakten bieten der gesamte Artikel im Compass #8 oder der Bericht “Die Grenzen verschwimmen … Wer hat die Kontrolle: Wir oder das Internet?”

Narayan is Chief Operations Officer at satsearch, chiefly responsible for helping buyers find the right products and services for their mission or service through the global marketplace. Narayan holds a PhD in Supply Chain Management from the University of Erlangen-Nuremberg and previously served as an Associate Research Fellow at the European Space Policy Institute where he contributed to enhancing cooperation between Europe and India in space.