Digitale Transformation ist ein Thema, das viele Unternehmen sich auf die Fahnen geschrieben haben, wenn es um Prioritäten und strategische Projekte für dieses und die nächsten Jahre geht. Auch für Dassault Systèmes ist das ein spannendes Feld und im Rahmen dieser Thematik hatte ich kürzlich Gelegenheit eine der gut besuchten Konferenzen zum Thema zu besuchen. Einige Gedanken greift dieser Artikel zur „The Digital Future“ Konferenz in Berlin am 11. Mai 2016 auf.
Ein wichtigstes Thema wurde gleich in der ersten Key Note aufgegriffen: Der Einfluss der zunehmenden Präsenz von Computern und Smart Devices sowie riesiger Datenmengen auf die Entwicklung der Gesellschaft.
Hier entsteht mit Data Scientist eine ganz neue Rolle mit großer strategischer Bedeutung für die Unternehmen. Denn um „Big Data“ sinnvoll nutzen zu können, kommt es nicht nur darauf an, Daten zu erheben und zu analysieren, sondern auch darauf sie so zu nutzen, dass das Datenmanagement skalieren kann. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und Machine Learning sollen Programme entwickelt werden, die sowohl Kosten als auch die investierte Zeit zur Datenanalyse reduziert werden. Das Berlin Big Data Center leistet beispielsweise betreut viele Forschungsprojekte in diesem Umfeld.
Immer wichtiger werden dabei neuronale Netzwerke, sie helfen dabei riesige Datenmengen zu analysiseren und zu bewerten, z.B. Bilder zu erkennen und zu kategorisieren. Dank der folgenden 3 Faktoren wird sich die Ausbreitung neuronaler Netzwerke sehr stark beschleunigen:
• Verfügbarkeit großer Datenmengen und komplexer Datenmodelle
• Steigende Computerleistung
• Und am wichtigsten: Die Existenz von Deep Learning Killer Apps, z.B. für Image Klassifizierung & Bewertung, Gesichtererkennung, Spracherkennung und -übersetzung, Visuelle Suche, Robotics Research,Interpretation von Bildern, autonomes Fahren (Autofahren lernen durch Fahren, nicht durch vordefinierte Regeln)
Wichtiges Element dabei ist Machine Learning. Das heißt, wir lernen von Daten und nicht von Formeln. Es ist die Kombination von Wissenschaft, künstlicher Intelligenz und Engineering. Hierbei werden durch Training Daten und Modelle erarbeitet, daraus Modelle und Vorhersagen entwickelt, die zur Entscheidungsfindung herangezogen werden. Beispiele, wo dies bereits eingesetzt wird, sind autonomes Fahren, Picture Recognition, Neuro-Science.
Beim autonomen Fahren kommen all diese Theorien ihre Anwendung. Johann Jungwirth, Chief Digital Officer bei Volkswagen sprach über die Neuerfindung der Mobilität und wie diese die Welt zu einem besseren Platz machen kann. Heute sind unsere Autos 23 Stunden pro Tag nur geparkt, aber wie könnte eine Stadt aussehen ohne geparkte Autos? Wie würden wir 38.000h unseres Lebens nutzen, wenn wir sie nicht im Stau verbringen? Autonomes Fahren wird das Herz der Automobilindustrie im 21. Jahrhundert, es ermöglicht individuelle Mobilität für jeden, auch für die Kranken und Gehbehinderten, es führt zu weniger Verkehrsunfällen, denn ein Computer ist niemals unaufmerksam, er isst und trinkt nicht während der Fahrt und benutzt nicht sein Smartphone. Um das zu erreichen durchlaufen Automobilunternehmen einen gewaltigen Veränderungsprozess, sie entwickeln sich aus von einem reinen Hardwareunternehmen zu einen integrierten Hardware, Software und Service Unternehmen.
Thomas Ganjineh, CEO von AutoNOMOUS erklärte ganz genau, wie ein autonomes Auto funktioniert. Die 3 relevanten Elemente für autonomes Fahren sind dabei:
• Orientierung: Sensoren ersetzen die menschlichen Augen und den Orientierungssinn
• Strategie: das Gehirn wird von Computern ersetzt, die auf Basis von Simulationen und riesigen Datenmengen die optimale Route berechnen
• Aktion: die menschlichen Muskeln werden durch intelligente Antriebssysteme ersetzt
Alle führenden Hersteller arbeiten bereits an diesen Projekten und haben erste Prototypen im Test. Die Frage ist, wann es eine Selbstverständlichkeit für jeden von uns wird, in einem autonomen Auto gefahren zu werden und wie wir uns dabei fühlen.
Aber auch der öffentliche Nahverkehr ist im Umbruch. Leo Kroon von der Rotterdam School of Management sprach über den öffentlichen Nahverkehr in der digitalen Welt. Öffentlicher Nahverkehr ist heute angebotsbezogen, d.h. es gibt einen Netzplan, einen Fahrplan und eine feste Ressourcenplanung, das rechnet sich allerdings nur bei ausreichend großen Mengen an Passagieren. Services existieren nur, um die Passagiere beim Transport zu unterstützen. Aber: Daten des Check-In und Check-Out könnten genutzt werden, um Bedarf zu erkennen und darauf zu reagieren. Ein bedürfnisorientierter Nahverkehr ist eigentlich viel attraktiver und vielleicht schon bald realistisch. Fahrkabinen-Module könnten nach Bedarf eingesetzt, gekoppelt und wieder getrennt werden. Besonders interessant ist dieses Konzept bei geringen Passagierzahlen und in ländlichen Gebieten, die nicht einfach oder nur mit hohen Kosten durch den herkömmlichen Nahverkehr erschlossen werden können.
Auch die Adaption von Industry 4.0 in Unternehmen jeder Größe profitiert von den neuen Möglichkeiten. Eine aktuelle Studie von PWC „Industry 4.0 – Building the Digital Enterprise“ besagt, dass Unternehmen durchschnittlich 5% ihres Umsatzes jährlich in die Digitalisierung ihrer Produktion investieren. Data Analytics und Cyber Security sind dabei die wichtigsten Faktoren bei der Umsetzung von IoT und Industry 4.0. Unternehmen müssen daher verstärkt in Data Analytics investieren, sind hier laut Umfrage noch nicht sehr gut unterwegs. Nur 18% fühlen sich ausreichen informiert und vorbereitet. Die größten Probleme in der Umsetzung der Digitalisierung werden aber nicht bei der Einführung neuer Technologien erwartet, sondern bei der Umsetzung des Change Prozesses der damit einhergeht.
Eine Studie des Pew Research Centers stellt in diesem Zusammenhang eine ebenfalls interessante Thesen zum digitalen Leben im Jahr 2025 vor. Der am meisten vernachlässigte Aspekt ist die menschliche Komponente bei der Digitalisierung. Wie können wir sicherstellen, dass wir alle auf die Reise mitnehmen – und – dass sie schnell genug auf die Veränderungen reagieren? Wie kann Technologie die Change Prozesse am besten unterstützen? Welche neuen Arten der Zusammenarbeit entstehen (in den Unternehmen und in Verbindung mit Partnern und Kunden) und über welche Plattformen kann die Zusammenarbeit erfolgen?
Robert Cannon, Internetrecht- und Politikexperte, ist optimistisch: “Die Technologie, die verspricht, unsere Welt auf den Kopf zu stellen, ist auch die Technologie mit der wir unsere neue Welt bauen. Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu erfinden. Und es ist eine sehr gute Zeit, die Zukunft zu erfinden.” Gern erfinden wir die Zukunft gemeinsam mit Ihnen, schreiben sie uns.